Botschafter erlebte Zeremonie hautnah
Unser Botschafter in den USA, Martin Weiss, war unter den Ehrengästen bei der Biden-Angelobung und schildert der „Krone“seine Eindrücke.
Herr Botschafter, Sie durften gemeinsam mit Ihren internationalen Diplomaten-kollegen die Zeremonie hautnah miterleben. Was sind Ihre Eindrücke?
Es war sehr bewegend. Man merkt ganz klar: Jetzt beginnt eine neue Ära. Die Veranstaltung war sehr würdevoll. Joe Biden hat eine sehr ausgleichende Rede gehalten. Interessant war auch, dass, abgesehen vom offiziellen Amerika, nur das diplomatische Korps vertreten war. Besonders gut fand ich den Auftritt von Country-Sänger Garth Brooks.
Was wird von den vier Jahren Trump bleiben?
Trump konnte einige außenpolitische Erfolge erzielen – vor allem im Nahen Osten. Vor einem Jahr hatte er noch beste Chancen auf die Wiederwahl. Aber Corona hat das durch-gewirbelt. In den USA sind 400.000 Tote zu beklagen. Nach dem Sturm auf das Kapitol, zwei Impeachment-Verfahren und der Art seines Abgangs muss man seine Präsidentschaft aber wohl als gescheitert betrachten.
Was muss der neue US-Präsident Joe Biden als Erstes anpacken? Die Erwartungen sind gewaltig.
Er steht vor massiven innenpolitischen Herausforderungen. Kann er das Land aus der Covid-Krise führen? Wird er die Wirtschaft wiederbeleben? Die Amerikaner wollen vor allem eines: Jobs, Jobs, Jobs.
Was bedeutet Biden für die US-Beziehungen zu Europa und Österreich?
Wir Europäer hoffen zunächst auf einen anderen Ton. Die Vereinigten Staaten kehren z. B. zum Pariser Klimaabkommen zurück. Damit sind wir wieder auf einer Linie.