Der alte Mann und der Hahnenkamm
Hannes Reichelt kann sich auch mit 40 Jahren der Faszination Abfahrt in Kitzbühel nicht entziehen und strahlte über den gestrigen 3. Rang beim ersten Training wie nach der ersten Streif-Fahrt 2003 auf Platz 8
Hätte mir als Junger jemand gesagt, ich fahre noch mit 40 die Streif, ich hätte gefragt, ob es dort schon Mastersrennen gibt.
Hannes Reichelt
Ich freu mich, dass ihr da
seids. Hannes Reichelt schaute in die Journalistenrunde und grinste. Ungewohnt, das alles. Keine Tribüne, keine Adabeis, keine Fans. Kitzbühel wie Lake Louise . . .
Das hat er alles schon gaaaanz anders erlebt. Bücher könnte er schreiben über die Rennwoche in der Gamsstadt. Er, der alte Mann im Downhill-Zirkus, und der Hahnenkamm.
Den 40. Geburtstag hat er schon hinter sich – und strahlte gestern nach dem ersten Training wie ein Junger, der die Streif zum allerersten Mal bezwungen hat. Aber Platz drei – das war für den Oldboy wie eine Wiedergeburt. Der Beginn seines x-ten Frühlings.
„Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Nach den Rennen in Bormio war es für mich nicht so einfach. Ich musste ein paar Puzzle-Teile neu zusammensetzen. Und es scheint zu funktionieren. Ich hoffe, es trägt Früchte.“
Vor 18 Jahren, im Jänner 2003, war er zum ersten Mal auf der Streif. Beim SuperG, bei dem Österreich durch Hermann Maier, Christoph Gruber, Stephan Eberharter, Andi Schifferer und Hans Knauß einen Fünffach-Sieg feierte – Hannes, 22, wurde stolzer Achter.
Er musste schlucken
31 Rennen hat er seither auf der Streif bestritten, 2014 sogar gewonnen. Niemand bringt so viel Hahnenkamm-Routine mit. Das hilft, keine Frage – aber nicht immer. Denn vor dem gestrigen ersten Training stand auch der 40-Jährige im Starthaus und musste schlucken: „Sch . . . wie geht’s denn da runter?“
Gute Trainingsplatzierung wecken den Ehrgeiz. Bei den Jungen. Der Routinier bremst: „Langsam. Ich möchte beim Rennen im Ziel stehen und zufrieden sein, das reicht.“