„Verlorene Generation“
Zu den umstrittensten Entscheidungen der Regierung in Sachen Pandemie zählt das Hü und Hott um die Schule. Man konnte bereits mit Sicherheit davon ausgehen, dass keine Ankündigung des Bildungsministers Faßmann auch hält.
Es geht um die Belastung der Eltern ebenso wie der der Schüler/innen. In diesem Zusammenhang fällt immer wieder der Begriff von der „verlorenen Generation“.
Falls der Staat tatsächlich in großer Sorge ist, könnte er theoretisch einen ganzen Jahrgang wiederholen lassen. Aber es ist nicht nötig. Der Lernerfolg wird nicht durch die Sitz-Zeit in der Schule erzielt, sondern durch die Qualität der Schulen und der Lehrkräfte.
Außerdem reicht ein Blick in die Geschichte, um Entwarnung zu geben. Die Absolventen der „Kriegsmatura“bzw. des „Kriegsabiturs“zum Weltkriegsende waren später die Kapitäne des Wirtschaftswunders. Die jugendlichen Roten Garden in China während Maos (Un-)Kulturrevolution waren zehn Jahre lang ohne ordentliche Schulausbildung gewesen. Dennoch wurde daraus die Gründergeneration des chinesischen Wirtschaftswunders (inklusive des Lebenslaufs von Staatschef Xi Jinping). Das harte Leben war ihre Schule, und die Bildung ihr persönlicher Ehrgeiz.
Dass wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen, ist der Preis einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Diese Schulgeneration wurde sehr hart getroffen, aber sie ist deshalb noch lange nicht „verloren“.