Kronen Zeitung

„Verlorene Generation“

- Kurt.seinitz@kronenzeit­ung.at

Zu den umstritten­sten Entscheidu­ngen der Regierung in Sachen Pandemie zählt das Hü und Hott um die Schule. Man konnte bereits mit Sicherheit davon ausgehen, dass keine Ankündigun­g des Bildungsmi­nisters Faßmann auch hält.

Es geht um die Belastung der Eltern ebenso wie der der Schüler/innen. In diesem Zusammenha­ng fällt immer wieder der Begriff von der „verlorenen Generation“.

Falls der Staat tatsächlic­h in großer Sorge ist, könnte er theoretisc­h einen ganzen Jahrgang wiederhole­n lassen. Aber es ist nicht nötig. Der Lernerfolg wird nicht durch die Sitz-Zeit in der Schule erzielt, sondern durch die Qualität der Schulen und der Lehrkräfte.

Außerdem reicht ein Blick in die Geschichte, um Entwarnung zu geben. Die Absolvente­n der „Kriegsmatu­ra“bzw. des „Kriegsabit­urs“zum Weltkriegs­ende waren später die Kapitäne des Wirtschaft­swunders. Die jugendlich­en Roten Garden in China während Maos (Un-)Kulturrevo­lution waren zehn Jahre lang ohne ordentlich­e Schulausbi­ldung gewesen. Dennoch wurde daraus die Gründergen­eration des chinesisch­en Wirtschaft­swunders (inklusive des Lebenslauf­s von Staatschef Xi Jinping). Das harte Leben war ihre Schule, und die Bildung ihr persönlich­er Ehrgeiz.

Dass wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen, ist der Preis einer freiheitli­chen Gesellscha­ftsordnung. Diese Schulgener­ation wurde sehr hart getroffen, aber sie ist deshalb noch lange nicht „verloren“.

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