Sentimental
Natürlich könnte ich jetzt erzählen, was gerade schiefläuft. Sicherlich schreibe ich in späteren Kolumnen darüber. Heute träume ich lieber von längst vergangenen Zeiten.
Wie sah unser Schulalltag vor ungefähr zwei Jahren aus? Wir veranstalteten ein Faschingsfest, von dem wir Lehrer hofften, dass es möglichst glimpflich vorübergehen möge. Nicht jeder eignet sich nämlich zum Animateur. Heute bedauern die meisten Lehrer, dass dieses Fest nicht stattfindet. Saßen wir doch im Nachhinein zu Hause und schauten uns die Fotos unserer Lieblinge in ihren tollen Kostümen an.
Welch ein Stress, wenn wir Theateraufführungen, musikalische Darbietungen oder gar Musicals für Eltern, Kollegen und Vorgesetzte mit unseren Klassen inszenierten. Die Nerven lagen bereits Wochen zuvor blank. Große Anstrengung erforderte es, wenn wir auf Projektwoche oder Skikurs fahren wollten. Sehr oft gelang dies trotzdem, wenn auch begleitet von Ärger über manche Eltern und unser System. Wie wir Lehrer diese Zeiten jetzt vermissen!
Was allerdings am meisten schmerzt: Unsere Schüler vermissen diese Aktivitäten noch viel mehr. Wenn wir daran denken, wieviel unseren Kindern und Jugendlichen gerade fehlt, wissen wir, dass all das niemals durch Laptops oder Lernpakete ersetzt werden kann. Diese sind bestenfalls Ergänzungen oder vorübergehende Lösungen. Unsere Schüler brauchen bald wieder gemeinsame Erlebnisse.
Vielleicht bin ich zurzeit einfach nur sehr sentimental.