Kronen Zeitung

Biden bombardier­t Syrien mit Raketen

US-Luftangrif­fe auf pro-iranische Milizen in Syrien als Botschaft des Präsidente­n

- C. Z.

TEHERAN/WASHINGTON. Kurz nachdem der neue US-Präsident Joe Biden in einer Rede von der „Rückkehr der Diplomatie“gesprochen hatte, bombardier­te er pro-iranische Milizen in Syrien. Bedeutet das eine Änderung in seiner Nahostpoli­tik? Nein, sagen Experten.

Die US-Luftwaffe hat auf Befehl von Biden Stellungen im Osten Syriens angegriffe­n. Es war der erste offiziell bekannt gewordene Militärein­satz unter Bidens Oberbefehl. Ziel seien Anlagen von Milizen gewesen, die vom Iran unterstütz­t würden, sagte John Kirby, der Sprecher des US-Verteidigu­ngsministe­riums. Es handle sich um eine Reaktion auf Raketenang­riffe auf US-Ziele im Irak, die solchen Milizen zugeschrie­ben werden.

Der demokratis­che Präsident

Joe Biden versprach erst kürzlich eine Rückkehr zur Diplomatie, eine Rückkehr zum Multilater­alismus. Er erneuerte das Pariser Klimaabkom­men, den New-START-Vertrag zur Beschränku­ng von Atomwaffen mit Russland. Für Diplomatie und Multilater­alismus hatten Trump und sein Außenminis­ter Mike Pompeo wenig übrig, für sie ist das ein Zeichen von Schwäche.

Und diese „Schwäche“wurde nun ausgeteste­t. „Die Gegner der USA testen den als soften ,Onkel Joe‘ und ,Mr. Nice Guy‘ bekannten Biden“, sagt Politologe Reinhard Heinisch von der Uni Salzburg. „Es gab von den pro-iranischen Milizen Angriffe gegen Interessen der USA, bei denen Menschen zu Schaden kamen“, erklärte der US-Experte im Hinblick auf den Raketenang­riff auf die nordirakis­che Stadt Erbil vergangene Woche, bei der eine Person der internatio­nalen Militärkoa­lition getötet wurde. Experten nennen die Reaktion der USA als angemessen. Es soll sich um pro-iranische Stellungen in Syrien von Hisbollah-Milizen gehandelt haben.

Das Pentagon schlug ein größeres Ziel vor, aber Präsi

dent Biden habe sich in Absprache mit den Koalitions­partnern in der Region für eine weniger aggressive Option entschiede­n.

„USA müssen aus Position der Stärke handeln“

„Hätten die USA nicht reagiert, hätten die Gegner das ausgenutzt“, meint Heinisch. An der strategisc­hen Ausrichtun­g von Joe Bidens Nahostpoli­tik hin zu mehr Diplomatie habe das nichts geändert. Die Operation sende aber eine eindeutige Botschaft: „Präsident Biden wird handeln, um die Interessen und das Leben von USAmerikan­ern und deren Verbündete­n zu schützen“, so Pentagon-Sprecher Kirby. Für Experte Heinisch ist klar, dass „die USA immer aus einer Position der Stärke agieren müssen, da sie sonst niemand ernst nimmt.“Mit „dem netten Onkel Joe“ist es erst einmal vorbei.

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Auf Befehl von Präsident Joe Biden flogen USBomber einen Angriff auf Milizen in Syrien.
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