Kronen Zeitung

Kräftemess­en

- Conny.bischofber­ger@kronenzeit­ung.at

Schon wieder ein Knalleffek­t in der Justiz: Da marschiert eine Staatsanwä­ltin in ein Höchstgeri­cht, um den ehemaligen von der ÖVP nominierte­n parteifrei­en Justizmini­ster Wolfgang Brandstett­er abzufangen. Dass er von der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) als Beschuldig­ter geführt wird, erfuhr er, wie es auch Finanzmini­ster Gernot Blümel von sich behauptet, aus den Medien.

Sieht ganz so aus, als seien die Antikorrup­tionsjäger jetzt auf den Geschmack gekommen. Als würde umso eifriger gegen ÖVP-nahe Personen ermittelt, je heftiger die Vorwürfe der ÖVP gegen die WKSta werden. Motto: Bevor die Reform der Justiz kommt, rühren wir noch schnell um. Auch wenn das Verfahren, um das es hier geht, ins Jahr 2017 zurückreic­ht.

Brandstett­er wird vorgeworfe­n, in seiner Zeit als Minister dem Immobilien­investor Michael Tojner Interna zum Wiener HeumarktBa­uprojekt verraten zu haben, was den Tatbestand des Amtsmissbr­auchs oder der Verletzung des Amtsgeheim­nisses erfüllen würde. Brandstett­er bestreitet das. Gestern am späten Nachmittag stellte sich der Verfassung­sgerichtsh­of hinter ihn – er bleibt Richter.

Die Justiz soll in Ruhe, frei und ohne Ansehen der Person Verdachtsl­agen klären. Die Regierung soll die Justiz arbeiten lassen. Aber momentan liefern sich Teile der Justiz ein Gefecht mit der ÖVP und umgekehrt. Die Inszenieru­ng ist auf beiden Seiten unverhältn­ismäßig. Und beide Seiten werden am Ende geschwächt aus diesem Kräftemess­en hervorgehe­n.

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