Kollektive Bestrafung
Es gibt kein Heizöl, viel zu wenig Strom, zu wenig Medikamente, zu wenig Kleidung und vor allem zu wenig Lebensmittel. Viel zu teure Lebensmittel. Wie gestern auf diesen Seiten berichtet, geht die Hilfsorganisation CARE in ihrem neuesten Report davon aus, dass mehr als elf Millionen Syrer auf humanitäre Hilfe angewiesen sind – mehr als die Hälfte der Bevölkerung.
Schuld daran ist natürlich der Krieg, in den das Regime von Diktator Assad das Land vor fast zehn Jahren gestürzt hat, schuld daran ist aber auch der wirtschaftliche Zusammenbruch des Libanon als Syriens Tor zur Außenwelt und nicht zuletzt die gegen das Land verhängten Sanktionen. Insbesondere auch die vor rund einem Dreivierteljahr verhängten USSanktionen, die sich auch gegen Firmen in Drittstaaten richten, die mit Syrien Geschäfte machen. Hilfslieferungen oder gar Wiederaufbau werden damit erschwert bis unmöglich.
Der Vatikan berichtete jüngst von einem gemeinsamen Brief syrischer Kirchenvertreter an US-Präsident Joe Biden, die Sanktionen gegen Syrien aufzuheben. Unterzeichnet wurde das Schreiben unter anderen von den Patriarchen der melkitischen, der syrischorthodoxen sowie der syrischkatholischen Kirche und den beiden in Aleppo residierenden Bischöfen.
Und auch die UNO berichtet, dass die Sanktionen die Krise noch verschärfen.
Das ist das Problem mit Sanktionen: Sie richten sich gegen Regime, sind de facto aber eine kollektive Bestrafung der Bevölkerung.