Bauchgefühl eines Herzblutlehrers
Schüler/innen und Lehrer/innen sind nur sehr bedingt – zwei gemeinsame Tage pro Woche – zurück an dem so sehr ersehntem Ort Schule. Wir dürfen uns wieder erwartungsvoll in die Augen sehen, dürfen uns wieder gemeinsam freuen, wenn Lernfortschritte gelingen. Ein Schmunzeln oder Lächeln ist, ob der Maske, nur zu erahnen. Beide Seiten bemühen sich redlich. Die Arbeit mit Maske kostet viel Kraft. Irgendwie fühlt sich alles sehr unheimlich an. Den Schülern und mir ist die Leichtigkeit, das Unbeschwerte, das Spontane abhandengekommen. Ja, es manifestiert sich seit dem letzten Lockdown eine gewisse Verzagtheit, Gedrücktheit, Tristesse. Eine signifikante Zahl an Schülern, Eltern und auch Lehrern ist verzweifelt, ist deprimiert, ist psychisch angezählt. Psychologen und Psychotherapeuten werden nicht müde, auf das stark steigende Phänomen der Depression bei Schülern und Jugendlichen hinzuweisen. Der Fokus der Politik liegt ausschließlich auf der Pandemiebekämpfung. Hilferufe verhallen ungehört.
Präsenzunterricht bedeutet unschätzbaren sozialen Mehrwert, ist Seelennahrung, ist mehr als systemrelevant, ist alternativlos, ist nicht verhandelbar, ist unverzichtbar. Und dieser findet jetzt weitere sechs Wochen bis zu den Osterferien, Volksschulen ausgenommen, nur in stark reduziertem Maße im Schichtbetrieb, in Kombination mit Distance Learning statt? Der Lehrer als Tausendsassa. Noch schafft er irgendwie den Spagat zwischen Präsenzunterricht einerseits und zeitgleich Distance Schooling andererseits. Die Kräfte schwinden.
Warum nicht Schulleitern, Lehrern und Schülern zutrauen, den normalen Schulbetrieb – Präsenzunterricht von Montag bis Freitag für alle Schüler – unter Einhaltung gebotener Richtlinien (Nasenbohrschnelltest/Gurgeltest, Maske, versetzter Schulbeginn, versetzte Pausen, Abstand, geöffnete Klassenfenster, etc.) zu bewerkstelligen? Das Bauchgefühl des Lehrers sagt: Es ist fünf vor zwölf – Schule auf, ohne Wenn und Aber!