Kronen Zeitung

„Kein Freifahrts­chein“

Die Tage länger, die Temperatur­en höher: In Sachen Corona bringt der Frühling große Hoffnung. Verlassen darf man sich auf den „saisonalen Effekt“aber nicht allzu sehr.

- ah

Das Schöne am Frühling ist, dass er immer gerade dann kommt, wenn man ihn am dringendst­en braucht“, sagte der deutsche Schriftste­ller Jean Paul. Das mag vor allem nach dem langen Pandemie-Winter zutreffen – und die schweren Gemüter etwas erleichter­n

(siehe S. 12/13). Aber auch in epidemiolo­gischen Zusammenha­ng wird immer wieder vom „saisonalen Verlauf“gesprochen – und der großen Hoffnung, die auf dem Frühling liegt. Doch welchen Effekt hat die Sonne auf das Virus wirklich?

„Grundsätzl­ich“, erklärt Virologin Monika Redlberger-Fritz, „können UVStrahlen Viren auf Oberfläche­n rasch inaktivier­en.“In den Laboren etwa werden sie als probates Mittel verwendet, um Werkbänke und Co. steril zu halten. Das große Aber: „Das hilft vor allem bei Schmierinf­ektionen. Covid19 aber, das weiß man mittlerwei­le, wird hauptsächl­ich über Tröpfchen weitergege­ben.“Die Wärme alleine sei also keine Waffe im Kampf gegen Corona.

Leben verlagert sich wieder nach draußen

Und doch: Der Frühling, der Sommer könnten einen anderen, positiven Effekt haben: „Das Sozialverh­alten verändert sich“, erklärt Redlberger-Fritz, „durch die warmen Temperatur­en zieht es die Menschen wieder nach draußen.“Wie sehr sich das aber auf die Infektions­dynamik auswirken wird, sei aktuell noch nicht abzuschätz­en. Das sieht auch Virologin Wegene Borena, die an der

Antikörper-Studie in Ischgl mitwirkte, so. In der aktuellen Situation sei es schwer, Prognosen abzugeben, erklärt sie. Aber so viel sei klar: „Der Sommer ist kein Freifahrts­chein.“Das wisse man auch aus dem Vorjahr, wo im Spätsommer die Zahlen wieder stark anstiegen.

„Wenn wir es bis in den März schaffen, dann haben wir es geschafft“, sagte der Mathematik­er Niki Popper vor Weihnachte­n. Eine Aussage, bei der er auch bleibe, wie er auf Nachfrage betonte. Maßgeblich sei aber wie hoch die Zahlen sind, mit denen man in den richtigen Frühling startet. Die können wegweisend für die folgenden Wochen sein.

Grundsätzl­ich haben UV-Strahlen Auswirkung­en auf Viren – das spielt aber primär bei Schmierinf­ektionen eine Rolle.

Monika Redlberger-Fritz, Virologin

 ??  ?? Endlich wird es wärmer und das Leben verlagert sich nach draußen. Aber Achtung, die Sonne alleine „killt“das Virus leider nicht.
Endlich wird es wärmer und das Leben verlagert sich nach draußen. Aber Achtung, die Sonne alleine „killt“das Virus leider nicht.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria