Impf-Aufholjagd
Da stand er da, dieser seit Wochen ersehnte Satz: „Wir informieren Sie hiermit über Ihren fixen Ersttermin zur Corona-Schutzimpfung.“Gestern erreichte mich die Nachricht, dass meine 87jährige Mutter endlich die erste Teilimpfung bekommt. Wie Weihnachten und Geburtstag fühlte sich das an, wie ein riesengroßer persönlicher Schritt in dieser Pandemie.
Wir dürfen uns freuen. Aber so viele hängen immer noch vergeblich in der Warteschleife der Gesundheitshotline. Eine Bekannte von mir, z. B., gehört als Diabetikerin mit zusätzlichen Erkrankungen zur HochrisikoGruppe, ebenso ihre Nachbarin, bei der vor kurzem Multiples Sklerose diagnostiziert wurde – und die erst nach Erhalt der Impfung mit der so wichtigen Immunsuppressiva-Therapie beginnen kann. Auf ihre Nachfrage erhielten sie jedoch die Antwort, dass im Moment in Wien nur Termine für Studenten, Zivildiener und Kindergartenbzw. Schulmitarbeiter vergeben werden (also priorisierte Gruppen, die bedenkenlos mit AstraZeneca geimpft werden können).
Jedem sei in dieser Pandemie die Impfung natürlich von Herzen vergönnt. Doch wenn man die von den Neos erhobenen Zahlen ansieht, die zeigen, dass nur 22 Prozent der Impfungen bislang an über 75-Jährige gegangen sind, wenn man von Hochrisiko-Patienten hört, die vergeblich warten, dann läuft der Impfplan wohl noch alles andere als rund. Beim Testen mögen wir ja Weltmeister sein, noch wichtiger wäre aber, dass nun auch beim Impfen die Aufholjagd wirklich beginnt.