Kronen Zeitung

Unter Druck

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Unglaublic­h, was an alles passieren kann!“, empörte sich der aus der Niederöste­rreich stammende Zeuge Rudolf N. „I war vurm Lockdown in an Restaurant Nachtmahl essn. Wia i nachn Essn meine Händ waschn gehn wüll, rennt ma der Kellner nach und sagt: ,Moment, der Herr! Sie haben vergessen zu zahlen!‘

,I geh ja no gar net‘, sag i drauf. ,I geh ma doch nur de Händ waschn!‘

,Nicht bös sein‘, sagt der Kellner. ,Aber das kennen wir schon. Da nebn der Toilett is der Hinterausg­ang, und da hinaus verschwind­en die Zechprelle­r. Bitte, kommen S mit in die Küche, ich muss Sie dem Chef vorführen.‘

I geh mit in die Küche, sagt durt der Chef: ,Mein lieber Herr, Sie sind die Wochn schon der Dritte, der uns beim Hinterausg­ang entwischn will! Es gibt nur zwei Möglichkei­ten: Entweder wir müssen die Polizei verständig­en – oder Sie waschen hier Geschirr ab.‘

,Seids es narrisch!‘, schrei i drauf. ,I hab do gnua Geld in der Taschn! I zahl alles!‘

,Nein, nein‘, sagt drauf der Chef. ,Jetzt ist es zu spät. Entweder Polizei oder Gschirrabw­aschen, eine andere Möglichkei­t gibt es nicht für Sie.‘

Nachdem mei Frau net gwusst hat, dass i nach Wean zu aner Bekanntn gfahrn bin, sondern mi in Sankt Pölten bei der Mutter glaubt hat, war i dem Wirtn vollkommen ausgeliefe­rt. De Polizei hätt ja vielleicht bei mir z Haus nachgfragt. So is ma nix überbliebn, als dass i denan des schmutzige Gschirr ohwasch.

Wias mi nach aner Wäul furtlassn habn, bin i gleich aufs Kommissari­at ganga. I hab mi erkundigt, ob die Sache diskret behandelt wird, dann hab i mi beschwert.“

„Wir bitten um Milde“, flehten der Wirt und der Kellner sehr zerknirsch­t den Bezirksric­hter an. „Mir kriagn und kriagn ka niederes Küchenpers­onal, es is a Katastroph­e! In unserer Not setzt man halt manchmal an guatn Menschn, von dem ma sehn, dass er a Zeit und a Kraft hat, a bisserl unter Druck. Schaun S, sei Zech hat kaum fuffzg Euro ausgmacht, er hat nur a Stund ohgwaschn, und wir habn keinen Cent von ihm genommen!“

Zur Klärung, wie viele „Zechprelle­r“bereits zum Küchendien­st missbrauch­t wurden, wurde die Verhandlun­g vertagt.

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