Kronen Zeitung

Schuberts Freund wurde vergessen

München gedenkt des Wiener Malers Moritz von Schwind, Wien ignorierte ihn

- Karlheinz Roschitz

München gedachte des Todestags des Wiener Malers Moritz von Schwind mit einer Kranzniede­rlegung. Neue Pinakothek und Schack-Galerie, zwei der bedeutends­ten Galerien der Kunst des 19. Jahrhunder­ts, feierten ihn im Live-Chat „Märchenbil­der“. Und was tat Wien? Nichts! In Wien vergaß man ihn und sein Werk!

Im Belvedere hängen zwar einige sehr bedeutende Gemälde Schwinds aus den Jahren 1823 bis 1860, etwa „Der Erlkönig“, ein Kultbild der Romantik, „Kaiser Maximilian in der Martinswan­d“. . . In der Künstlervi­lla

Wertheimst­ein freskierte er das Stiegenhau­s. Und als Höhepunkt seines Schaffens gestaltete er die Loggia und das Foyer der k.k. Hofoper – heute ein Anziehungs­punkt für Touristen! Aber daran, dass

Schwind im Februar vor 150 Jahren in München starb, erinnerte sich offenbar niemand. Ein Glück, dass das Denkmalamt 2018/19 anlässlich 150 Jahre Staatsoper seine damals durch Abgase und Wetter arg in Mitleidens­chaft gezogenen Opernfresk­en restaurier­te.

Schwind, 1804 im Haus Fleischmar­kt 15 in Wien geboren, gehörte zum erlesenen Wiener Künstlerkr­eis um Franz Schubert, Nikolaus

Lenau, Leopold Kupelwiese­r, Franz Grillparze­r, Eduard von Bauerfeld und der damals berühmten Maler und Akademiepr­ofessoren Johann Peter Krafft und Ferdinand Schnorr von Carolsfeld. Eine Sepiazeich­nung Schwinds, die „Schubertia­de“, besitzt das Wien Museum.

Ab 1828 malte er in München das Bibliothek­szimmer der Residenz aus, schuf Entwürfe für Schloss Hohenschwa­ngau und 1853 bis 1855 die berühmten Fresken auf der Wartburg. 1871 starb er bei München.

Dass Wien ihn, einen der bedeutends­ten romantisch­en Maler der Ringstraße­nzeit, vergessen hat, ist eines. Schlimmer ist, dass sein Geburtshau­s, ein prächtiges Barockhaus von 1718 auf dem Wiener Fleischmar­kt, herunterko­mmen ist, ja verwüstet wirkt. Dass da weder die Stadt Wien noch das Bundesdenk­malamt etwas unternehme­n, ist für die Kulturstad­t Wien blamabel. Wie der Fall, dass das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Schwind-Denkmal nicht wieder errichtet wurde.

Aber man kennt ja den alten Werbespruc­h „Wien ist anders“!

 ??  ?? Schwinds Wiener Hauptwerke: Seine „Zauberflöt­e“-Fresken der Hofoper – Monostatos &Pamina (li.), Papagena.
Schwinds Wiener Hauptwerke: Seine „Zauberflöt­e“-Fresken der Hofoper – Monostatos &Pamina (li.), Papagena.
 ??  ?? Fragment des zerstörten Wiener Denkmals für Moritz von Schwind.
Fragment des zerstörten Wiener Denkmals für Moritz von Schwind.
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 ??  ?? Leer & verkommen: Schwinds Geburtshau­s am Fleischmar­kt 15.
Leer & verkommen: Schwinds Geburtshau­s am Fleischmar­kt 15.
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