Gender-Qualens
Kürzlich las ich in der Bobo-Publizistik einen ermutigenden Artikel: Nur noch bei unterentwickelten Völkern wie den Österreichern sei das Binnen-I im Gebrauch. Gendern? Für Vorgestrige wie Nehammer, eine Art Hans Gummiwurst, der (als er noch durfte) wöchentlich den „Polizistinnen und Polizisten“Dank knirschte. Triumph, dachte ich da: In den Biomüll mit der ranzigen Buchstabensuppe aus Sternchen, Schräg- und Unterstrichen! Dann las ich weiter und erbleichte: Um zwischengeschlechtliche Varianten nicht zu diskriminieren, kommt jetzt das Transgendern! Noch regt sich Widerstand. Der Philosoph Liessmann etwa wollte sich von der Uni-Direktion nicht mit „Lieb* Liessmann“anreden lassen (statt froh zu sein, dass da nicht „Lieb* Liessperson“stand).
Jetzt aber hat der Berliner Forscher Lann Hornscheidt die Lösung: Wir „ensen“, sind also künftig „Staatsbürgens“! Schon kündigen sich Massentaufen auf Jens und Clemens an, während der Künstler Nitsch seinen doppelverwerflichen Vornamen auf „Personenspersonens“ändern muss. Mannheim und Frauenkirchen werden abgeriegelt, in Wattens und Pirmasens steigen die Grundstückspreise. Und Enns wird zur offenen Musterpsychiatrie: Die Bewohnens gehen da mit offenem Hosentor ihrer Wege, um ihre aktuelle sexuelle Orientierung mit den Mitbürgens zu teilen.
PS: An den Schulen wird die Literatur totgefahren, an der Salzburger Uni kämpft die Klassische Philologie um ihre Existenz, nicht Existens. Aber Hornscheidt darf.