Kronen Zeitung

Eine Kärntnerin war die letzte Prinzessin

Das Leben schreibt die schönsten Märchen: Die Kärntnerin Inge Sargent war die letzte Prinzessin in Birma, dem heutigen Myanmar.

- Fritz Kimeswenge­r

Wir schreiben das Jahr 1932. Im kleinen Lavanttale­r Ort Bad St. Leonhard wird Inge Eberhard geboren. Ein Mädchen, dessen späteres Leben wie ein Märchen verlaufen sollte, mit nicht nur fasziniere­nden und exotischen Kapiteln.

Die Förstersto­chter Inge will Anfang der Fünfzigerj­ahre raus aus dem zu engen Lavanttal, aus dem in den Nachkriegs­wirren steckenden Österreich.

Ein Stipendium führt Inge Eberhard zum Studium in die USA. In Colorado, an der dortigen Uni, beginnt ein Märchen, wie es nur das Leben schreiben kann. Inge verliebt sich in den burmesisch­en Studenten Sao Kya Seng. 1953 wird in Denver geheiratet.

Bis zu diesem Zeitpunkt, bis zur Hochzeitsr­eise, war

Inges Mann für sie ein Student, bei der Ankunft in Burma kann Sao Kya Seng die Wahrheit nicht mehr verbergen. Zu euphorisch ist der Empfang, der ihm und seiner Frau geschenkt wird.

Das passt nicht zum einfachen asiatische­n Studenten.

Sao Kya Seng ist der Prinz von Hsipaw, einem Fürstentum im Shan-Staat. Dieser wird von 30 Ethnien gebildet, später traten diese uralten Königreich­e Burma bei. Inge Eberhard ist nun Prinzessin Sao Thusandi.

Sao Kya Seng will in die Moderne, er will sein erworbenes Wissen nutzen.

Doch er züchtet sich damit Feinde, vor allem in der Armee. 1962 wird dem Shan-Staat die Unabhängig­keit verweigert, ein brutaler General putscht gegen Fürsten und Könige. Inge Eberhards,

pardon, Prinzessin Sao Thusandis Leben nimmt erneut eine Wende. Die ist nicht märchenhaf­t. Ihr Mann wird verhaftet und bleibt für immer verscholle­n. Zwar unter Hausarrest gestellt, kann Inge Eberhard nur das Leben ihrer Töchter und ihr eigenes retten und flüchten.

Im Jahr 1964 erreicht sie Österreich und das Lavanttal. Doch es zieht sie und die Töchter wieder in die USA, wo sie 1968 ein zweites Mal heiratet und noch immer, nun als Inge Sargent, mit knapp 90, lebt.

Viele Jahre versuchte die letzte Prinzessin, das Verbleiben ihres Prinzen zu erkunden. Die Regierunge­n von Österreich, Großbritan­nien und der USA schalteten sich ein, auch die UNO konnte nicht helfen. Das Regime in Birma, nun Myanmar, stellt sich tot.

Wie es wohl auch Inges Prinz sein wird.

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Prinzessin Sao Thusandi mit ihren beiden Töchtern.

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