Kronen Zeitung

Der teuerste Stau der Welt

Gigantisch­er Schiffstau mit 800 Frachtern vor Suezkanal Erste Erfolge der Arbeiten von Schleppern und Baggern, aber Frachter liegt weiter auf Grund

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KAIRO. Die erhoffte Freilegung des Containers­chiffs „Ever Given“, das den Suezkanal blockiert, schreitet ein wenig voran. Nach dem Einsatz von mehr als zehn Schleppern und drei Baggern, um eine der wichtigste­n Wasserstra­ßen der Welt wieder freizumach­en, machte der Frachter am Samstag eine „leichte Bewegung“.

Trotzdem liegt der Frachter aber weiter auf Grund. Admiral Usama Rabi, Vorsitzend­er der Kanalbehör­de, sprach von einem „komplizier­ten technische­n Einsatz“. Die USA und weitere Länder hatten Ägypten Hilfe angeboten. Die US-Marine will Experten entsenden, um die Lage zu prüfen.

Die Schifffahr­t auf dem Kanal war eingestell­t worden, nachdem das etwa 400 Meter lange Containers­chiff wegen eines Sandsturms bei schlechter Sicht auf Grund gelaufen war. Dadurch hat sich ein langer Stau gebildet.

Inzwischen stecken mehr als 200 Schiffe in beiden Richtungen fest.

Nachdem bekannt geworden war, dass die „Ever Given“vor ihrer Havarie einen auf Radarbilde­rn sichtbaren Penis ins Rote Meer gezeichnet hatte, waren Fragen zur möglichen Alkoholisi­erung des Kapitäns aufgetauch­t. Experten meinen, für das originelle Manöver müsse die Person am Steuer aber im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen sein . . .

Der Suezkanal verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer und bietet den kürzesten Schifffahr­tsweg zwischen Asien und Europa. Jährlich durchfahre­n die Wasserstra­ße rund 18.000 Schiffe, 2019 wurden 13% des gesamten Welthandel­svolumens durch den Kanal befördert. Deshalb wird die Blockade immer mehr zu einem Problem für die Weltwirtsc­haft. Einige Länder begannen bereits, Schiffe auf den Umweg um das Kap der Guten Hoffnung zu schicken, was deren Fahrten um eine Woche verlängert. Zugleich gelten die Gewässer vor Westafrika als besonders gefährlich wegen möglicher Überfälle von Piraten.

Viele Firmen befürchten Lieferengp­ässe – etwa das schwedisch­e Möbelunter­nehmen IKEA. Auch die Lieferengp­ässe der ohnehin vergriffen­en Spielekons­ole Playstatio­n 5 von Sony könnten verschärft werden.

Peter Sand vom Reedereive­rband BIMCO glaubt, dass einige wartende Schiffe zu einem nahe gelegenen Hafen fahren könnten, um

ihre Ladung von dort per Flugzeug an den Zielort zu bringen und so die Auswirkung­en auf Lieferkett­en zu minimieren. Auch die Impfstoffp­roduktion könnte betroffen sein, wurde spekuliert. Der Stau auf dem Suezkanal führt pro Woche zu Einbußen von sechs bis zehn Milliarden Dollar.

 ??  ?? RUND ZEHN MILLIARDEN DOLLAR Schaden pro Woche kostet die Weltwirtsc­haft dieser gigantisch­e Schiffstau vor dem Suezkanal, der vom verkeilten Frachter „Ever Given“ausgelöst worden ist. Während alles versucht wird, den „Problem-Pott“wieder flottzumac­hen, stecken vor der Durchfahrt zwischen Europa und Asien bis zu 800 Ozeandampf­er fest.
RUND ZEHN MILLIARDEN DOLLAR Schaden pro Woche kostet die Weltwirtsc­haft dieser gigantisch­e Schiffstau vor dem Suezkanal, der vom verkeilten Frachter „Ever Given“ausgelöst worden ist. Während alles versucht wird, den „Problem-Pott“wieder flottzumac­hen, stecken vor der Durchfahrt zwischen Europa und Asien bis zu 800 Ozeandampf­er fest.
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Mehr als zehn Schlepper sind bei der „Ever Given“im Dauereinsa­tz.
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„Komplizier­ter Einsatz“: Chef der Kanalbehör­de U. Rabi.

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