Österreichs Tennis-Experte
Meine erste Begegnung mit dem in Miami an eins gesetzten Daniil Medwedew fand im Jahr 2016 statt. Bei einem Challenger-Turnier in Bangkok fiel mir der schlaksige Russe auf dem hintersten Platz auf. Gemeinsam mit dem damaligen ÖTVSportdirektor Michiel Schapers haben wir dann seine Spiele in der Qualifikation verfolgt. Nach zwei gewonnenen Matches verlor Dani in der letzten Quali-Runde gegen einen heutigen Nobody. Spontan erinnerte ich mich an das Jahr 1993. Damals hatte Thomas Muster im Viertelfinale der US Open nach Matchbällen im fünften Satz gegen Alexander Wolkow verloren. Ein unglaublich cleverer Spieler, der körperlich fast zerbrechlich wirkte. Dessen Schläge vom Schwung und nicht der Kraft lebten. Der die Bälle wie auf einem Schachbrett setzte. Als ich Medwedew darauf ansprach, hat er mich ungläubig angeschaut und gefragt, woher ich wisse, dass Wolkow einer seiner ersten Trainer war. Ich wusste das nicht, aber das Wesen seines Spiels deutete darauf hin. Medwedew ist ein erstklassiger Analytiker, hat in der Schule aufgrund seiner mathematischen Begabung sogar eine Klasse übersprungen. Während er nach außen immer ruhig und freundlich wirkt, lodert in ihm ein Feuerwerk. Da kommt es schon vor, dass er seinen langjährigen Coach Giles Cervara während eines Matches vom Platz schickt. Oder seine Ehefrau. Eines ist aber sicher: Die „nächste Generation“, allen voran unser Dominic Thiem, aber auch Alexander Zverev oder Stefanos Tsitispas müssen auf der Hut sein. Der Weg zur Nummer eins führt über Daniil Medwedew!