Steinreich: Lego-Boom sorgt für Rekordpreise
Es ist längst mehr als nur ein Spielzeug: Jeder Österreicher besitzt statistisch 102 Legosteine – und einige von ihnen sind ein Vermögen wert
Flohmarkt in Klagenfurt. Während es die meisten Standler ruhig angehen können, drängt es sich vor dem Profitisch eines steirischen Paares: Denn hier wird Lego verkauft. Nicht nur Kinder schlagen da begeistert zu, sondern vor allem Erwachsene sind auf der Suche nach ganz bestimmten Teilen oder Figuren. Denn in so manchen Legokisten finden sich ungeahnte Schätze. Eines der begehrtesten Männchen diesmal ist etwa Captain Rex aus dem „Star Wars“-Universum, seit Jahren ausverkauft. Im Internet wird der kleine Kerl um rund 80 Euro gehandelt, vor Ort trägt ihn ein kleiner Volksschulbub glücklich nach schweren Verhandlungen um 30 Euro nach Hause.
Quasi ein Schnäppchen. Der verstorbene Schauspieler Christopher Lee alias Count Dooku kostet im Miniaturformat bis zu 500 Euro, ein goldener C3PO wurde auf eBay gar um eine Million Euro (!) eingestellt –
teils absurde Preise. Bestimmte Modelle wie der Taj Mahal, ein Todesstern oder ein motorbetriebenes Karussell sind nicht unter 2000 Euro zu haben.
Spielzeug-Faszination: Weltweite Fangruppen
Und das wohl teuerste Raumschiff, der Millenium Falcon – auch aus dem „Star Wars“-Universum –, wechselte für 15.000 Euro den Besitzer, was einer mehr als 300-prozentigen Wertsteigerung entspricht.
Kein Wunder, dass es Profi-Investmenttipps für das Konstruktionsspielzeug gibt. Eigene Economy-Startups beschäftigen sich nur mit dem Wert von Steinchen – so erfährt man hier, welche Performance einzelne Sets hinlegen. Das gelbe BeatlesU-Boot, das es 2016 um 59,99 Euro oder günstiger bei uns zu kaufen gab, ist jetzt 127,65 wert, was einer jährlichen Rendite von 29,1 Prozent entsprechen würde.
Wie erklärt sich Lego selbst diese rasanten Preisentwicklungen? „Über den Endverbraucherpreis entscheidet grundsätzlich immer der Handel selbst“, meint ein Sprecher. „Wir haben aber eine sehr engagierte Fan-Community, die Adult Fans of Lego, AFOLS genannt.“Seit 30 Jahren werden Sammler weltweit vernetzt; Erwachsene, die sich der Faszination Lego ein Leben lang nicht entziehen können. Deren Zustimmung garantiert meist auch den Erfolg eines Produktes. Denn letztlich hängt der Preis nur von der Nachfrage ab. Und diese ist, auch coronabedingt, hoch. Lego hat 2020 den Rekordumsatz von 5,9 Milliarden Euro erreicht. Und hat noch große
Ziele: Die Steinchen sollen umweltfreundlich werden – Pflanzen werden schon aus Maisstärke hergestellt, jetzt gibt es den ersten Prototyp aus recyceltem Kunststoff.
Echte Sammler öffnen manche Kartons nie
Wer sich nun im Kinderzimmer oder auf dem Dachboden nach Lego-Relikten für den Verkauf umschaut, sollte eines bedenken: Der Kilopreis rangiert derzeit je nach
Zustand und Alter zwischen vier und 15 Euro. Höchstpreise werden meist nur bei unbespielten Packerln erzielt. Sprich: Der echte Sammler öffnet seine Kartons gar nicht, sondern erfreut sich jahrelang nur aus der Ferne an seinem Lego. Sinn des Spielzeugs war das nie. Schließlich hat der Däne Ole Kirk Kristiansen Lego 1934 aus der Wortkreation „leg godt“gegründet – was „spiel gut“bedeutet!