Kronen Zeitung

Nichtgeimp­fte bleiben draußen

Ab Montag gibt es bundesweit strengere Corona-Regeln: Nur mit 2 G – geimpft oder genesen – darf man zu Wirt, Friseur und Veranstalt­ungen. Im Handel braucht man überall FFP2-Maske, der grüne Pass gilt nur mehr neun statt zwölf Monate.

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Mit den zweithöchs­ten Infektions­zahlen seit Beginn der Pandemie im Rücken trafen sich gestern Bund und Länder zum Coronagipf­el. 9389 Neuinfekti­onen und die Prognose von bis zu 20.000 Fällen pro Tag noch im November überzeugte­n die letzten Zögerer: An Verschärfu­ngen führt kein Weg vorbei.

Deshalb werden die Stufen 2 und 3 des Coronaplan­es zusammenun­d Stufe 4 vorgezogen. Das bedeutet: Ungeimpfte­n wird schon ab Montag der Zugang zum Freizeitbe­reich verwehrt. Das betrifft Gastronomi­e, Hotellerie, Sport- und Freizeitei­nrichtunge­n sowie Veranstalt­ungen (ab 25 Personen), körpernahe Dienstleis­ter aber auch Pflegeheim­e. Vier Wochen lang gibt es eine Übergangsf­rist für Menschen mit nur einer Impfung: Sie können mit einem PCRTest am Freizeitle­ben teilhaben. Antigentes­ts gelten nicht mehr als Nachweis – dafür soll das PCR-Test-Angebot ausgebaut werden. Am Arbeitspla­tz will man bei der 3-G-Regel – mit Antigentes­ts – bleiben. Zudem wird die Gültigkeit des Grünen Passes von zwölf auf neun Monate verkürzt und die FFP2-Pflicht auf den ganzen Handel und auf Museen ausgedehnt.

Die Maßnahmen seien ein „Anreiz, dass Menschen impfen gehen. Wir werden die Zügel für Ungeimpfte straffer ziehen“, sagt Bundeskanz­ler Alexander Schallenbe­rg. Es müsse „Schluss sein mit der augenzwink­ernden Wurschtigk­eit“, ergänzt Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein. Und weiter: „Seit wir 3 G am Arbeitspla­tz angekündig­t haben, gab es mehr als eine Verdoppelu­ng der Erstimpfun­gen.“

Auch eine Erleichter­ung ist vorgesehen: Der Hochinzide­nzerlass und damit Aus

reisekontr­ollen aus einzelnen Bezirken fallen weg. Eine Erleichter­ung für die Behörden, die dafür verstärkt die Einhaltung der Maßnahmen kontrollie­ren werden.

Ein Lockdown sei damit aber nicht vom Tisch, zumindest nicht in Regionen mit besonders hohen Zahlen. Gefährdet seien, so Epidemiolo­ge Gerald Gartlehner, aktuell etwa Salzburg und Oberösterr­eich.

Ursprüngli­ch hätte Stufe 4 und damit 2 G – also der Zutritt nur für Geimpfte und Genesene – erst ab einer Intensiv-Auslastung von 500 Betten bzw. 25 Prozent gelten sollen. Gestern lag sie bei 356 – Experten rechnen aber damit, dass 400 Betten (Stufe 3) spätestens am Sonntag, und 500 (Stufe 4) Ende kommender Woche erreicht werden.

Vorbild für die vorgezogen­en Regeln ist Wien, das schon am Donnerstag 2 G für alle ab zwölf Jahren verordnet hatte. Gegenstimm­en aus den Ländern gab es kaum. „Der Fleckerlte­ppich muss weg“, sagte etwa Tirols Günther Platter, Salzburgs Wilfried Haslauer forderte bundesweit­e Regeln und zwar: „transparen­t und nicht zu detailreic­h, die Leute müssen sich auskennen“.

Nach dem Vorbild seines Wiener SPÖ-Parteikoll­egen sprach sich Kärntens Peter Kaiser für 2 G aus, kritisiert­e aber die Regierung für die Versäumnis­se der vergangene­n Monate: Dadurch sei man jetzt „gezwungen, Maßnahmen zu setzen, um alle Menschen zu schützen, und sie ebenso wie unsere Wirtschaft vor einem neuerliche­n Lockdown zu bewahren“.

Auch für den Steirer Hermann Schützenhö­fer habe der Bund „die Länder zu lange nicht eingebunde­n“.

Hans Peter Doskozil hatte sich angesichts der hohen Impfquote von 81 Prozent in seinem Burgenland ursprüngli­ch gegen Verschärfu­ngen ausgesproc­hen. Auf „Krone“-Anfrage gab er sich vor dem Gipfel offen: Man müsse die Situation in den Spitälern beobachten und gegensteue­rn. In der Sitzung sah er dann doch die „unsachlich­e Differenzi­erung“zwischen den Ländern problemati­sch und stimmte den Maßnahmen dem Vernehmen nach nicht zu.

Verständni­s hat die Wirtschaft: „Wenn 2 G hilft, in zwei oder drei Wochen zu einem akzeptable­n Ansteckung­spotenzial zurückzuko­mmen, wird das der beste Weg sein“, so Hotelier-Sprecherin Susanne KrausWinkl­er. Wirtesprec­her Mario Pulker pocht auf Entschädig­ungen, etwa die Beibehaltu­ng des reduzierte­n Mehrwertst­euersatzes.

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Wiens Michael Ludwig (li.) hat strengere Maßnahmen vorgezogen, Burgenland­s Hans Pekritisch ter Doskozil (re.) dürfte sich geäußert haben.
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Die Landeshaup­tleute sind sich einig:
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Gesundheit­sminister Wolfgang Mückstein: „Starten Kampagne gegen Fake News.“
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