„Deutsch, Deutsch, Deutsch!“
Volkstheater: J. Messes „Universums-Uraufführung“
Die Leinwände lassen sich wohl nach Ende der Aufführungen teuer verscherbeln! Der Allroundkünstler Jonathan Meese trat wieder in Aktion, hat seine für Dortmund geschaffene Performance mit einem unsäglichen wirren Titel für das Wiener Volkstheater aufgefrischt. Aber frisch oder gar neu war daran gar nichts.
Auf dem Kunstmarkt erreichen seine Werke Höchstpreise. Kein Wunder also, dass sich Wiener Galeristinnen und Galeristen bei der eher spärlich besuchten Premiere von „KAMPFL.O.L.I.T.A (Evolution ist Chef) oder L.O.L.I.T.A D.Z.I.O. (Zardoz fliegt wieder!) oder die Zardozlolitas (Keine Angst)“ein Stelldichein gaben. Sie sind da, aber Vladimir Nabakovs „Lolita“bleibt fern.
„Optimiert alles zum Mittelmaß“, tönt der langmähnige Meister der Theateraktion ins dösende Publikum und präsentiert sein rosiges SchweinchenSchlau-Bäuchlein. Hat er nicht mit seiner Performance schon ein Mittelmaß erreicht? O-Ton aus dem Publikum: „Man fühlt sich wie in den 1980er-Jahren.“Aber da gab es den jungen Christoph Schlingensief, einen Frank Castorf . . . die konnten es besser.
Meese und sein buntes Trüppchen samt den kaum wiedererkennbaren Martin Wuttke kramte in den Requisitenkammern. Schäbig, schrill und schräg will es sich präsentieren. Aufgepoppt wird das Ganze mit Teenie-Pop und Sabrinas „Boys, Boys, Boys“, umgedichtet auf dämlich klingendes „Deutsch, Deutsch, Deutsch“. Man soll „Deutschland spüren“. Danke: Wir Ösis sind gepeinigt genug! Und dann auch noch minutenlang: „Die Fahnen hoch.“
Jeder Abend soll sich nun neu erfinden: „Das Theater ist ein Tank, der von innen gereinigt werden muss“, meint Meese. Im Dauergefasel und ständigem Gequatsche kommt einem in den Sinn: Mit Gequassel über Teutoburger Wald, Wagner, Hitler u. v. a. eher nicht!