Preise sind auf der Überholspur
Wer sein Auto gegen ein neues tauschen will, sollte bald handeln. Derzeit bekommen Kunden spürbar mehr Geld für ihr Fahrzeug.
Als „Wettlauf mit der Zeit“sieht Autohändler Adolf Seifried den Neuwagenkauf aktuell. Der Obmann des oberösterreichischen Fahrzeughandels rät, seinen Gebrauchtwagen rasch gegen ein neues Auto zu tauschen – aus mehreren Gründen: Erstens steigt Anfang nächsten Jahres bei vielen Neuwagen die Normverbrauchsabgabe (NoVA), vor allem Pkw mit hohem Spritverbrauch werden so teurer. Mit einer Anmeldung bis März 2022 und einem Kauf bis Ende des Jahres kann man die höhere Belastung aber noch umgehen. Zweitens sind die Wartezeiten derzeit länger, weswegen es ratsam ist, sich bald umzusehen. Drittens sind die Preise für Gebrauchtwagen europaweit gerade höher, man bekommt dadurch spürbar mehr für sein Fahrzeug.
„Dass ein Gebrauchtwagen jetzt plötzlich mehr wert als vor einem halben Jahr ist, das gab es noch nie“, so Seifried. Woran liegt das? Eine Antwort hat André Eckert, Chef des Gebrauchtwagenportals Autoscout24: „Die Wartezeiten für Neuwagen betragen wegen des weltweiten Chipmangels derzeit bis zu 12 Monate. Der klassische Gebrauchtwagenzyklus ist damit unterbrochen.“Somit kommen derzeit zu wenige Altfahrzeuge nach, laut Autoscout24 ist das Angebot im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent niedriger.
Das knappe Angebot bei hoher Nachfrage lässt die Preise, die auch private Verkäufer kassieren, in die Höhe schnellen: Um rund 20 Prozent haben sie im Schnitt seit Pandemiebeginn angezogen. Die Knappheit bei den Neuwagen (heuer 11 Millionen weniger produzierte Stück) führt auf der anderen Seite zum Mangel bei gebrauchten Autos. Viele Firmen behalten ihre Fahrzeuge derzeit länger oder weiten Leasing aus, auch daher kommen weniger Autos auf den Markt.
Wer gerade einen Wagen sucht, tut sich also schwer, wer allerdings sein altes Auto abgeben will, kann derzeit mehr rausholen. Auch die oft zur Wertbe
rechnung verwendete Eurotax-Preis ist alleine heuer europaweit im Schnitt um über 6 Prozent gestiegen. Das Angebot bei Neuwagen geht nicht so massiv zurück wie bei den Gebrauchten (siehe Grafik), es zahlt sich auch deswegen aus einzutauschen. „Vor allem Menschen mit kaum genutztem Zweitauto sollten sich das überlegen“, so Eckert. Wer zuwartet, muss 2022 wieder damit rechnen, weniger zu kassieren.
Bleibt eine Frage: Was tun, wenn das gewünschte Auto nicht verfügbar ist? Tatsächlich ist es so, „dass auch kleine Fahrzeuge, die früher immer auf Lager waren, jetzt massiv betroffen sind“, so Seifried. „Wer dazu bei der Ausstattung sehr anspruchsvoll ist, wird länger auf seinen Neuwagen warten.“Dennoch gibt es weiterhin auch Modelle, die gut verfügbar sind, ebenso wie bei den Gebrauchtautos.
Dort sind etwa der Škoda Fabia und der VW Polo noch leichter zu bekommen. „Generell ist der Markt unter 6000 Euro aber schon ziemlich leer gefegt“, so Eckert von Autoscout24. Keinesfalls hereinfallen sollten Kunden auf unseriöse Anbieter. „Wir raten auch bei Gebrauchtwagen, zu einem Händler zu gehen, da es leider im Privaten einige schwarze Schafe gibt“, warnt Eckert.