Kronen Zeitung

Preise sind auf der Überholspu­r

Wer sein Auto gegen ein neues tauschen will, sollte bald handeln. Derzeit bekommen Kunden spürbar mehr Geld für ihr Fahrzeug.

- Peter Stadlmülle­r

Als „Wettlauf mit der Zeit“sieht Autohändle­r Adolf Seifried den Neuwagenka­uf aktuell. Der Obmann des oberösterr­eichischen Fahrzeugha­ndels rät, seinen Gebrauchtw­agen rasch gegen ein neues Auto zu tauschen – aus mehreren Gründen: Erstens steigt Anfang nächsten Jahres bei vielen Neuwagen die Normverbra­uchsabgabe (NoVA), vor allem Pkw mit hohem Spritverbr­auch werden so teurer. Mit einer Anmeldung bis März 2022 und einem Kauf bis Ende des Jahres kann man die höhere Belastung aber noch umgehen. Zweitens sind die Wartezeite­n derzeit länger, weswegen es ratsam ist, sich bald umzusehen. Drittens sind die Preise für Gebrauchtw­agen europaweit gerade höher, man bekommt dadurch spürbar mehr für sein Fahrzeug.

„Dass ein Gebrauchtw­agen jetzt plötzlich mehr wert als vor einem halben Jahr ist, das gab es noch nie“, so Seifried. Woran liegt das? Eine Antwort hat André Eckert, Chef des Gebrauchtw­agenportal­s Autoscout2­4: „Die Wartezeite­n für Neuwagen betragen wegen des weltweiten Chipmangel­s derzeit bis zu 12 Monate. Der klassische Gebrauchtw­agenzyklus ist damit unterbroch­en.“Somit kommen derzeit zu wenige Altfahrzeu­ge nach, laut Autoscout2­4 ist das Angebot im Vergleich zum Vorjahr um rund 30 Prozent niedriger.

Das knappe Angebot bei hoher Nachfrage lässt die Preise, die auch private Verkäufer kassieren, in die Höhe schnellen: Um rund 20 Prozent haben sie im Schnitt seit Pandemiebe­ginn angezogen. Die Knappheit bei den Neuwagen (heuer 11 Millionen weniger produziert­e Stück) führt auf der anderen Seite zum Mangel bei gebrauchte­n Autos. Viele Firmen behalten ihre Fahrzeuge derzeit länger oder weiten Leasing aus, auch daher kommen weniger Autos auf den Markt.

Wer gerade einen Wagen sucht, tut sich also schwer, wer allerdings sein altes Auto abgeben will, kann derzeit mehr rausholen. Auch die oft zur Wertbe

rechnung verwendete Eurotax-Preis ist alleine heuer europaweit im Schnitt um über 6 Prozent gestiegen. Das Angebot bei Neuwagen geht nicht so massiv zurück wie bei den Gebrauchte­n (siehe Grafik), es zahlt sich auch deswegen aus einzutausc­hen. „Vor allem Menschen mit kaum genutztem Zweitauto sollten sich das überlegen“, so Eckert. Wer zuwartet, muss 2022 wieder damit rechnen, weniger zu kassieren.

Bleibt eine Frage: Was tun, wenn das gewünschte Auto nicht verfügbar ist? Tatsächlic­h ist es so, „dass auch kleine Fahrzeuge, die früher immer auf Lager waren, jetzt massiv betroffen sind“, so Seifried. „Wer dazu bei der Ausstattun­g sehr anspruchsv­oll ist, wird länger auf seinen Neuwagen warten.“Dennoch gibt es weiterhin auch Modelle, die gut verfügbar sind, ebenso wie bei den Gebrauchta­utos.

Dort sind etwa der Škoda Fabia und der VW Polo noch leichter zu bekommen. „Generell ist der Markt unter 6000 Euro aber schon ziemlich leer gefegt“, so Eckert von Autoscout2­4. Keinesfall­s hereinfall­en sollten Kunden auf unseriöse Anbieter. „Wir raten auch bei Gebrauchtw­agen, zu einem Händler zu gehen, da es leider im Privaten einige schwarze Schafe gibt“, warnt Eckert.

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