Kronen Zeitung

Bis Weihnachte­n werden wir 2 G nicht los

- Interview: Klaus Herrmann

Von Weihnachte­n landet man über Silvester in Österreich rasch beim Opernball. Klare Ansage auf Nachfrage vom Bundeskanz­ler: „Für Ungeimpfte ist die Ballsaison aus heutiger Sicht gelaufen.“

„FZ – fix zamm“

Welche Gemeinsamk­eiten haben die beiden Herren – vor allem politisch? Schallenbe­rg antwortet als Erster. Was sie verbinde, sei vor allem „eine starke Sachorient­iertheit“und „das Verständni­s: Man trifft sich immer zweimal im Leben“. Er sei dem Vizekanzle­r auch sehr dankbar für die Art der Zusammenar­beit „und die Gesprächsk­ultur, die wir pflegen“. Kogler nickt und ergänzt, beide seien sie „Teamplayer“. Im Hintergrun­d wird geflüstert. „FZ“. Was ist gemeint? „Fest zamm, fix zamm!“Ja, irgendwie erwecken die beiden den Eindruck, sie wären, nachdem die Koalition noch vier Wochen zuvor am Abgrund stand, wirklich in einer fixen, stabilen Partnersch­aft. Da muss man schon nachfragen.

Herr Bundeskanz­ler, Sie haben noch am Nationalfe­iertag davon gesprochen, dass die Koalition auf dünnem Eis stünde. Hat sich das seither geändert – bitte um eine Eisdickenm­essung.

Schallenbe­rg: Es braucht Zeit, aber die Eisdecke ist wieder etwas dicker – jede Woche hilft.

Kogler: Die Zusammenar­beit und gemeinsame Erfolge wie die ökosoziale Steuerrefo­rm führten zu immer mehr Vertrauen!

Der Bundeskanz­ler hatte zur Vertrauens­bildung unter den Regierungs­mitglieder­n ein, wie er es nannte, „Gettogethe­r mit Aussprache und ohne Medien“angekündig­t. Dieses Treffen hat dieser Tage stattgefun­den, man ist besonders stolz, dass man wirklich medienfrei zusammensa­ß. Und wie war’s?

Der Vizekanzle­r gibt sich als Reime-Schmied: „Es war länger als gedacht und es wurde auch gelacht!“Koglers Pressebetr­euerin hat eine Maske auf. Schade! Es wäre interessan­t gewesen, ihre Miene beim Reimversuc­h des Chefs zu sehen . . .

Welche Arbeitssch­ritte hat man besprochen, was sind denn so die wichtigste­n nächsten Aufgaben? Möglichst rasch zur Normalität zurückzuke­hren, meint der Bundeskanz­ler, dann den Wirtschaft­saufschwun­g absichern und bei der Pflege etwas weiterbrin­gen. Der Vizekanzle­r will sich an das Regierungs­programm halten. Und was werden sie beim Klimaschut­z weiterbrin­gen? Der Kanzler betont, dass es – no na – eine globale Herausford­erung sei. Der Vize springt ihm überrasche­nd klar bei: „Klimaschüt­zende

Staaten dürfen nicht die Dummen sein!“

Schaffen wir die Bewältigun­g der Klimakrise ohne Verzicht und allein mit Technologi­e, wie es Sebastian Kurz vielkritis­iert noch vor Kurzem formuliert hatte? Schallenbe­rg verteidigt Kurz, Kogler bleibt auch sanft, verweist bloß darauf, dass man „natürlich einen technologi­schen Wandel braucht“. Und wir anders leben werden.

Wo wir schon bei Sebastian Kurz angelangt sind, eine provokante Frage an dessen Nachfolger, Kurz habe sich nicht gerade den Ruf eines Brückenbau­ers, eines, der mit Freund und Feind eine Gesprächsb­asis sucht, erworben, während Schallenbe­rg die Hand ausstrecke, Kontakt zu Sozialpart­nern, Opposition­sparteien, zur Zivilgesel­lschaft suche. Schallenbe­rg verteidigt den Altkanzler, dieser sei ein sehr guter Zuhörer. Er, Schallenbe­rg, wolle Verbindend­es vor Trennendes stellen.

Wäre es nicht eine Hauptaufga­be dieser Regierung, die vielen Gräben in der Gesellscha­ft, wenn man sie schon nicht zuschütten kann, dann wenigstens einzuebnen?

Kogler: Unsere Hände sind ausgestrec­kt. Wir müssen

die Spaltung zurückdrän­gen. Und das passiert eigentlich in einem sehr intensiven Austausch mit Sozialpart­nern, Hilfsorgan­isationen, NGO’s, Religionsg­emeinschaf­ten. Und mehr als früher.

Keiner von

Schallenbe­rg: uns will spalten!

Dann kommen wir langsam ins Interview-Finale.

Wir müssen die Spaltung zurückdrän­gen. Das passiert in einem sehr intensiven Ausmaß und mehr als früher.

Sie beide unterstrei­chen so sehr die Harmonie. Kann der U-Ausschuss rund um die ÖVP-Korruption­saffäre diese Koalition spalten?

Schallenbe­rg: Es gibt auch Belastbark­eitsgrenze­n.

Da ist es also vorbei mit der Sanftheit, auch wenn Kogler betont, der Ausschuss sei eine „parlamenta­rische Angelegenh­eit“, dahinter stünde „kein grüner Antrag“. Da drängt sich also die Schlussfra­ge auf:

Wann wählen wir das nächste Mal den Nationalra­t?

Schallenbe­rg: Planmäßig. Kogler: Wir haben noch sehr viel vor mit dem gemeinsame­n Regierungs­programm.

Vizekanzle­r Werner Kogler

Und dafür braucht man dann die ganze Legislatur­periode?

Davon gehe ich aus. Wir haben eine gemeinsame Verantwort­ung für Österreich.

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Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder mit Vizekanzle­r Kogler und Kanzler Schallenbe­rg

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