Facebooks schwarze Liste landete im Netz
Was verbindet den Islamischen Staat, Al-Kaida, eine deutsche Band namens Gestapo und die Identitäre Bewegung? Sie alle schafften es auf die nun veröffentlichte Zensurliste von Facebook.
E
xakt 100 Seiten türmen E sich am Schreibtisch auf, wenn man Facebooks schwarze Liste ausdruckt. Es ist ein Stapel, der viel Sprengstoff birgt, nicht immer im wahrsten Sinne des Wortes. Denn neben Selbstmordattentätern des IS, weltweit gesuchten Terroristen und bewaffneten Milizen aus Afrika und dem Nahen Osten wurde auch auf den ersten Blick weit weniger gefährlichen Individuen die unrühmliche Ehre zuteil, auf der ominösen Liste zu landen. So haben es auch die Identitären um ihren Sprecher Martin Sellner dazu gebracht, von Facebook (künftig wohl auch vom Mutterkonzern Meta) unter die Lupe genommen zu werden. Nach langem Ringen und der
Weigerung Facebooks, die Liste zu veröffentlichen (man verwies auf die drohende Gefahr für deren Mitarbeiter), übernahm die Rechercheplattform „The Intercept“nun jenen Schritt.
Die insgesamt 4000 Einträge auf jener Liste – neben Terroristen und Politikern besteht sie auch aus Neonazi-Bands, Autoren, sozialen Einrichtungen und einem iranischen Spital, das an einem CovidImpfstoff forscht – dienen eigentlich nur dem internen Zweck. Mitarbeiter, die das Netzwerk nach unerwünschten Beiträgen durchforsten, sollen sich an ihr orientieren, bevor sie fragwürdige Einträge löschen.
Ursprünglich wurde die Auflistung angefertigt, um sich gegen Vorwürfe zu schützen, Facebook würde Terroristen bei der Verbreitung von deren Propaganda unterstützen. Nun, nach der Veröffentlichung, sieht sich
der Internetgigant anderen Vorwürfen ausgesetzt. Denn der Großteil der als gefährlich eingestuften Personen besteht aus Muslimen und Mitgliedern kleinerer Randgruppen. Wer etwa Inhalte islamistischer Terroristen
Kritik am Fokus auf bestimmte Gruppen
teilt, muss mit härteren Sanktionen rechnen als bei der Verbreitung neonazistischer Parolen. Denn Facebook teilt die 4000 Personen und Gruppen je nach Gefahr in drei Klassen ein. Auf drittgenannter (der ungefährlichsten) tummeln sich Rechtsextreme wie jene, die am 6. Jänner das Kapitol in Washington stürmten. Die Identitären fallen übrigens in die wenig schmeichelhafte Kategorie „Hass“. . .
Gegen gewisse Gruppen geht man mit eiserner Hand vor, andere werden sehr moderat behandelt.
Angel Diaz, Uni-Dozent in Kalifornien