Die letzten Schritte in der alten Schnitte
Zu Jahresbeginn soll der Start erfolgen: Aus der Manner-Villa wird ein Luxus-Wohnbau. Ein seltener Rundgang durch das historische Gebäude lässt noch den Geist der Industriellen-Dynastie spüren.
Gegen Ende brannte nur noch das Licht in einem der Räume in der Oberetage. Dorthin hatte sich Carl Manner, Enkel von Firmengründer Josef Manner, begleitet von seiner Haushälterin, zurückgezogen, ehe das Licht 2017 endgültig ausgemacht wurde.
Diese Geschichte wird immer noch gerne von Kundigen im Vorbeigehen an der imposanten Villa an der Klampfelbergstraße erzählt – der damals 87-Jährige war schließlich eine Wiener Institution, der für sein Unterlebte, obwohl er die kultigen Schnitten in der rosa Verpackung selbst gar nicht so gerne mochte.
Zugegeben, die in die Jahre gekommene, desolat wirkende Villa nachts alleine zu betreten, könnte den einen oder anderen schon verschrecken. Manch einer sagt gar, das Innenleben habe etwas vom Overlook-Hotel aus Stephen Kings Buch „Shining“. Umso mehr ist ein der Öffentlichkeit selten gebotener Rundgang im Gebäude ein kleiner Höhepunkt – auch wenn der allgegenwärtige Staub mit jedem Schritt die Nasenwände ein Stückchen mehr hinaufwandert.
Prunkvolle Relikte erinnern an gute, alte Zeiten
Bis zu 4,25 Meter hohe Räume, prunkvolle Relikte aus früheren Zeiten wie Stuckaturen und Deckenmalereien sowie Glasmalereien aus der Bauzeit und ein Ballsaal, der an die glorreichen Twenties erinnert, lassen die eigene Fantasie und Nostalgie schnell aufblühen. Aber auch etwas von dem Geiste der Industriellen-Dynastie, die Ösnehmen terreich weit über 100 Jahre lang prägte, schwingt noch in der Luft mit: Auch wenn seit Jahren niemand mehr hier wohnt.
Im Inneren werden gerade die Reste des Mobiliars auf einem Flohmarkt verscherbelt, einige Anrainer, die Carl Manner noch persönlich kannten oder zu kennen glaubten, wandern durch den Dienstpersonaltrakt, die Bäder und die überdimensionalen Zimmer. Im Keller besteht noch knöcheltief gefüllt das Schwimmbad, bis zu seinem Tod soll sich Carl
Manner dort täglich fit gehalten haben. Reinspringen würde hier jetzt wohl keiner mehr, das Becken hat unweigerlich den Charme eines aufgelassenen Sanatoriums.
Neues Leben soll jetzt in die alte Schnitte
Die Großvilla, erbaut von Architekt Peter Paul Brang zwischen 1910 und 1914, wird derzeit noch für Fotoshootings oder teils gruselige Events genutzt, am 19. November zieht das Gourmetrestaurant Taubenkobel noch einmal mit dem „Taubensalon in der Manner-Villa“ein. Freunde der hohen Küchenkunst können sich dann noch einen Monat lang kulinarischen Genüssen im historischen Ambiente hingeben, ehe es zu Beginn des Jahres wohl vorbei ist. Der Bau, eine Mischform aus Heimatstil und Sezessionismus, wurde von der Projektgruppe M17 übernommen und wird auch Investoren angepriesen: In die alte Schnitte soll endgültig neues Leben gehaucht werden. Luxuswohnungen (siehe rechts) mit Tiefgarage, Garten und Park sind geplant.
Von Grund auf sanierungsbedürftig ist das Haus in Neuwaldegg allemal, es gibt dennoch den ausgesprochenen Wunsch aller Beteiligten, den Geist Carls und der Familie Manner zu erhalten. Ob dies gelingt, ist wiederum eine andere Frage.