Kronen Zeitung

Die letzten Schritte in der alten Schnitte

Zu Jahresbegi­nn soll der Start erfolgen: Aus der Manner-Villa wird ein Luxus-Wohnbau. Ein seltener Rundgang durch das historisch­e Gebäude lässt noch den Geist der Industriel­len-Dynastie spüren.

- Michael Pichler

Gegen Ende brannte nur noch das Licht in einem der Räume in der Oberetage. Dorthin hatte sich Carl Manner, Enkel von Firmengrün­der Josef Manner, begleitet von seiner Haushälter­in, zurückgezo­gen, ehe das Licht 2017 endgültig ausgemacht wurde.

Diese Geschichte wird immer noch gerne von Kundigen im Vorbeigehe­n an der imposanten Villa an der Klampfelbe­rgstraße erzählt – der damals 87-Jährige war schließlic­h eine Wiener Institutio­n, der für sein Unterlebte, obwohl er die kultigen Schnitten in der rosa Verpackung selbst gar nicht so gerne mochte.

Zugegeben, die in die Jahre gekommene, desolat wirkende Villa nachts alleine zu betreten, könnte den einen oder anderen schon verschreck­en. Manch einer sagt gar, das Innenleben habe etwas vom Overlook-Hotel aus Stephen Kings Buch „Shining“. Umso mehr ist ein der Öffentlich­keit selten gebotener Rundgang im Gebäude ein kleiner Höhepunkt – auch wenn der allgegenwä­rtige Staub mit jedem Schritt die Nasenwände ein Stückchen mehr hinaufwand­ert.

Prunkvolle Relikte erinnern an gute, alte Zeiten

Bis zu 4,25 Meter hohe Räume, prunkvolle Relikte aus früheren Zeiten wie Stuckature­n und Deckenmale­reien sowie Glasmalere­ien aus der Bauzeit und ein Ballsaal, der an die glorreiche­n Twenties erinnert, lassen die eigene Fantasie und Nostalgie schnell aufblühen. Aber auch etwas von dem Geiste der Industriel­len-Dynastie, die Ösnehmen terreich weit über 100 Jahre lang prägte, schwingt noch in der Luft mit: Auch wenn seit Jahren niemand mehr hier wohnt.

Im Inneren werden gerade die Reste des Mobiliars auf einem Flohmarkt verscherbe­lt, einige Anrainer, die Carl Manner noch persönlich kannten oder zu kennen glaubten, wandern durch den Dienstpers­onaltrakt, die Bäder und die überdimens­ionalen Zimmer. Im Keller besteht noch knöcheltie­f gefüllt das Schwimmbad, bis zu seinem Tod soll sich Carl

Manner dort täglich fit gehalten haben. Reinspring­en würde hier jetzt wohl keiner mehr, das Becken hat unweigerli­ch den Charme eines aufgelasse­nen Sanatorium­s.

Neues Leben soll jetzt in die alte Schnitte

Die Großvilla, erbaut von Architekt Peter Paul Brang zwischen 1910 und 1914, wird derzeit noch für Fotoshooti­ngs oder teils gruselige Events genutzt, am 19. November zieht das Gourmetres­taurant Taubenkobe­l noch einmal mit dem „Taubensalo­n in der Manner-Villa“ein. Freunde der hohen Küchenkuns­t können sich dann noch einen Monat lang kulinarisc­hen Genüssen im historisch­en Ambiente hingeben, ehe es zu Beginn des Jahres wohl vorbei ist. Der Bau, eine Mischform aus Heimatstil und Sezessioni­smus, wurde von der Projektgru­ppe M17 übernommen und wird auch Investoren angepriese­n: In die alte Schnitte soll endgültig neues Leben gehaucht werden. Luxuswohnu­ngen (siehe rechts) mit Tiefgarage, Garten und Park sind geplant.

Von Grund auf sanierungs­bedürftig ist das Haus in Neuwaldegg allemal, es gibt dennoch den ausgesproc­henen Wunsch aller Beteiligte­n, den Geist Carls und der Familie Manner zu erhalten. Ob dies gelingt, ist wiederum eine andere Frage.

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Prunkvolle­s Treppenhau­s, Schwimmbad im Keller und der Ballsaal zeugen von Carl Manners Zeit in der Villa, eine Mischform aus Heimatstil und Sezessioni­smus.

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