Ein Festival-Höhepunkt
Wien Modern, Odeon: Hersch, „Poppaea“
Der Komponist Michael Hersch und die Librettistin Stephanie Fleischmann, beide aus den USA, blicken auf ihre gemeinsame erste große Oper: Poppaea. Die Oper erzählt aus der weiblichen Perspektive der Poppaea von Machtkämpfen, Gewalterfahrungen und Emanzipation. Nur noch einmal erlebbar – heute (7.) im Odeon.
Michael Hersch und Stephanie Fleischmann kommen mit dem 2019 nach mehrjähriger Arbeit abgeschlossenen Operneinakter Poppaea dem brutalen historischen Geschehen viel näher als Monteverdis genreprägende Barockoper „L’incoronazione di Poppea“mit ihrem trügerischen Happy End. Die dunkle Seite der Macht, bei Monteverdi weitgehend ausgeblendet, wird bei Hersch und Fleischmann als Motor des zerstörerischen Geschehens gezeigt. Ganz bewusst steht dabei die Perspektive der Frau im Mittelpunkt: Die subjektiven, persönlichen, privaten, emotionalen Momente der Frauen in einer von Männern dominierten Welt.
Spannend Markus Bothes
Inszenierung: Er lässt auf der Bühne fleischfarbene Figuren malträtieren. Da findet sich auch eine ganze Ladung Zivilisationsmüll in Form von Tausenden PETFlaschen, die als Vorhang den Blick verschleiern.
Großartig die stimmliche wie schauspielerische Leistung von Ah-Young Hong in der Titelrolle. Ihre Bühnenpräsenz, ihr Sopran, ihre Mimik . . . Atemberaubend! Solide Gesangsleistungen: Steve Davislim als Nero und Silke Gäng als Octavia.
Mitreißend musizierte das Ensemble Phoenix Basel unter der Leitung von Jürg Henneberger.
Die Wiener Premiere im Odeon-Theater war der erste große Höhepunkt des Festivals Wien Modern!