So wird ein Land seriensüchti gg emacht
Die neue Serie „Dopesick“mit Michael Keaton in der Hauptrolle zeichnet die Opioid-Krise in den USA nach. Die „Krone“sprach mit den Machern der intensiven Produktion, die ab dem 12. November auf Disney+ zu sehen ist.
Rückenschmerzen, Gelenkleiden, Kopfweh – schon bei so häufigen Volksleiden wie diesen wurde in den USA lange ein Opioid verschrieben: OxyContin. Warum das so war, wer daran verdiente und wie ein ganzes Land systematisch süchtig gemacht wurde, das erzählt die packende neue Serie „Dopesick“auf Disney+. Ein hochkarätiges Team arbeitete hart an der Realisierung der Produktion: Hollywoodstar Michael Keaton spielt den Hausarzt Samuel Finnix, der hineingezogen wird in den Strudel aus Macht, Geld und Sucht. Regie führte Barry Levinson, der für den mittlerweile legendären Film „Rain Man“den Oscar gewann und auch von „Good Morning, Vietnam“oder „Wag The Dog“war: „Ich habe mir das Material durchgelesen und sofort am nächsten Tag zugesagt, die Serie zu machen.“Er habe die Ursachen und Folgen von Medikamentenmissbrauch aufzeigen wollen: „Bei den Dreharbeiten waren wir immer wieder selbst schockiert und haben uns oft gefragt: Wie konnte das alles passieren?“Die Betroffenen seien meist schuldlos: „Sie bekommen vom Arzt eine Pille verschrieben. Die sieht auch nicht anders aus als ein Aspirin. Du nimmst an, dass sie dir helfen wird, und plötzlich brauchst du immer mehr und schließlich wird dein Leben davon zerstört.“
Drehbuchautor und Produzent Danny Strong („Die Tribute von Panem“) arbeitete für die Serie mit der Autorin Beth Macy zusammen, die ein Buch über die Machenschaften rund um OxyContin geschrieben hat: „Ein Jahr nachdem ich die Arbeit an dem Projekt begonnen hatte, haben wir entdeckt, dass eine weitere Produktion zu unserem Thema, basierend auf ihrem Buch, in Arbeit war. Da haben wir uns zusammengetan, und Beth war wirklich ein wunderbarer Teil unseres Teams.“Strong hatte die Idee, die Geschichte rund um korrupte Behörden und gierige Pharmakonzerne anRegisseur
hand eines Gerichtsverfahrens zu erzählen.
Peter Sarsgaard spielt dabei den Juristen Rick Mountcastle, der das Verfahren ins Rollen brachte. Ihm liegt ganz persönlich viel daran, die Geschichte einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen: „Ich habe Opioidsucht bei einem Verwandten erlebt. Es ist wie ein langsamer Tod. Ich hoffe, dass wir dem Problem mit dieser Serie ein Gesicht geben können. Es ist in den USA ein Tabu, darüber zu reden, wir behandeln diese Menschen wie alle Drogensüchtigen, wir schauen auf sie herab.“Den Grund dafür, warum der Missbrauch von Schmerzmitteln gerade in Amerika solche Auswüchse annehmen konnte, sieht er im dortigen Gesundheitssystem: „Bei uns kann es leicht sein, dass du nach einer Weisheitszahn-Operation ein Opioid verschrieben bekommst. Wir haben eine unnatürliche Beziehung zu Schmerz, dabei ist er einfach Teil unseres Lebens.“