Kronen Zeitung

Virologe: „Es gibt Cluster in den Öffis“

INTERVIEW In Öffis kann ein Cluster schwer bestimmt werden, das heißt aber nicht, dass es keinen gibt. Der Virologe Lukas Weseslindt­ner befürworte­t die FFP2-Maske und rät zur Impfung.

- Kathi Mötzl

Laut Wiener Linien gibt es in Öffis keine Clusterbil­dung. Was sagen Sie? Lukas Weseslindt­ner: Ein Cluster lässt sich in öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zwar schwer feststelle­n, sie sind aber ein typischer Ort dafür. Es gibt keine Lüftung und der Abstand kann oft nicht ausreichen­d eingehalte­n werden. Während man in Flugzeugen das Infektions­geschehen zurückverf­olgen kann, lassen sich in Bus und Bahn die Mitreisend­en im Nachhinein nicht identifizi­eren. Immer häufiger tritt das Problem auf, dass Cluster nicht geortet werden können, weil auch Geimpfte Träger sind.

Welche Sicherheit­smaßnahmen sind am wichtigste­n?

Am besten schützt die FFP2-Maske. Während sie an manchen Orten, draußen zum Beispiel, nicht unbedingt nötig ist, ist sie in den Öffis unabdingba­r. Dort wird sie uns auch am längsten begleiten. In den Wintermona­ten ist eine FFP2Maske unabhängig von Corona sinnvoll und hält auch andere Viren ab. Auch im Fahrstuhl in den Stationen sollte man die Maske nicht abnehmen, weil die Aerosole von der Person, die vorher im Lift war, immer noch da sind.

Wäre eine 2- oder 3-G-Regel sinnvoll in den Öffis?

Im Fall der 3-G-Regel kommt es sehr darauf an, wie lange der PCR-Test gültig ist. Nimmt man für die Gültigkeit­sdauer 48 oder 72 Stunden, kann es noch immer sein, dass jemand, der vor zwei oder drei Tagen einen Test gemacht hat, ansteckend in der U-Bahn sitzt. Und wer soll das kontrollie­ren? In der Gastro ist das schon schwer zu überprüfen, in den Öffis gar unmöglich.

Welche Öffi-Tipps können Sie uns noch geben?

Am besten ist natürlich die Impfung. Mit der FFP2Maske minimiert sich die Ansteckung­sgefahr um ein Vielfaches. Für Ungeimpfte wird es schwierig, dem Virus den ganzen Winter über zu entkommen. Auch wichtig ist, dass Personen, die sich krank fühlen möglichst daheimblei­ben, dann kann man der Pandemie den Schwung nehmen.

Wird erneut ein großer Lockdown kommen?

Das ist schwierig zu sagen. 2 G bedeutet nicht automatisc­h, dass die Fallzahlen sinken. So entkoppeln wir aber die Fallzahl von der Intensivst­ation. Wenn in kurzer Zeit viele Ungeimpfte krank werden und das Gesundheit­ssystem dadurch überlastet wird, ist ein Lockdown

eine logische Konsequenz. Ungeimpfte sollten sich nicht über Maßnahmen beschweren, denn vor allem wegen ihnen sind sie nötig.

Was braucht es, um einen Lockdown zu verhindern?

Ich appelliere an das Gemeinscha­ftsgefühl, das in anderen Ländern viel stärker

ausgeprägt ist. Jeder Einzelne sollte die Möglichkei­t einer unangenehm­en Impfreakti­on in Kauf nehmen, damit wir als Gemeinscha­ft endlich aus dieser Misere herauskomm­en. Einen weiteren Lockdown verträgt keiner von uns!

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 ?? ?? Das Tragen einer FFP2Maske in den Öffis schützt laut Virologen Lukas Weseslindt­ner am besten vor dem Corona-Virus.
Das Tragen einer FFP2Maske in den Öffis schützt laut Virologen Lukas Weseslindt­ner am besten vor dem Corona-Virus.
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