Sein Gipfelsturm
Konzerthaus: Lang Lang, Bach, Schumann
Im Konzerthaus setzte Chinas Superpianist Lang Lang zum Gipfelsturm an: Bachs „Goldberg Variationen“standen nach Schumanns „Arabeske“als Auftakt auf dem Spielplan. Das Publikum bekam Lang Langs sehr eigene, Extreme auslotende und mit pianistischem Ausnahmekönnen auftrumpfende Bach-Lektion zu hören.
Höher, schneller, weiter! Bach sportlich, als pianistisches Eiskunstlaufen, Skifliegen über die Klavier-Tasten quasi. Wie das geht, zeigt Lang Lang vor.
Davor eine Aufwärmrunde mit Schumann. Die Fans wurden eingestellt auf eineinhalb Bach-Stunden – gerade auch auf Doppel-CD erschienen, einmal im Studio aufgenommen, einmal live in der Bach-Stätte Thomaskirche in Leipzig. Weil Lang Langs Technik, auch nach ausgeheilter Sehnenscheidenentzündung, so weltmeisterlich ist wie sein Marketing, finden sich erstaunliche Zitate im Programmheft, wie: „Es geht nicht darum, nur mit Gefühl zu spielen, sondern mit deinem Geist.“
Man staunt über die extrem langsam aus dem Klavier wachsende, meditativ zerlegte Aria, auf die Bach seine 30 Variationen komponiert hat. Die rasen und rattern, schleichen, säuseln und singen aus Lang Langs Fingern. Der Steinway wird zum wundermechanischen Klavier. Da spritzen die Noten, die Läufe ballen sich zu Klangflächen. Ein Variationen-Slalom, als wären fast alle Spielregeln aufgehoben.
Lang Lang lässt die Zeit stillstehen in der 25. Variation, knattert darauf bis vor die letzte Variation durch, die er heftig ausbremst, um mit dem Slow-Motion-Dacapo der Aria den Kreis zu schließen. Technisch ein Sieg nach Allerhöchstnoten. Ob man diesen Super-Bach, solche „Andi-GoldbergerVariationen“, mögen muss, sei dahingestellt. Die Fans jubelten stehend.