Kronen Zeitung

FPÖ: Strenge Benimmrege­ln für Schublade erarbeitet?

- Sandra Schieder

Nach dem Finanzskan­dal in der Grazer FPÖ stellt sich die Frage: Was wurde eigentlich aus den Compliance­Regeln, die sich die Partei verpassen wollte? Fertig sind die heftig umstritten­en Benimmrege­ln bereits seit dem Sommer. Wann und ob diese beschlosse­n werden, ist aber fraglich. FPÖ-Chef Herbert Kickl dürfte das Projekt seines Vorgängers kein Anliegen sein. Auch in den Landespart­eien hält sich die Begeisteru­ng in Grenzen.

In der Grazer FPÖ wurden seit Anfang November gleich mehrere Finanzskan­dale publik. Zuerst sind Parteichef und Klubobmann zurückgetr­eten – ihnen wird vorgeworfe­n, Steuergeld missbräuch­lich verwendet zu haben. Ein paar Tage später trat der Klubdirekt­or und Finanzrefe­rent aus der Partei aus – er soll jahrelang Parteigeld­er für private Zwecke veruntreut haben.

Bei manchen in der Partei wurden böse Erinnerung­en an die Spesenaffä­re von ExParteich­ef Heinz-Christian Strache wach – ihm wird vorgeworfe­n, sein Privatlebe­n viele Jahre mit Parteigeld­ern finanziert und hierfür der Partei gefälschte Rechnungen untergejub­elt zu haben. Strache bestreitet dies.

Infolge der Spesenaffä­re versprach Straches Nachfolger Norbert Hofer „die strengsten Compliance-Regeln von allen Parteien“. Hofer ist mittlerwei­le als Parteichef Geschichte, sind es die Benimmrege­ln auch?

Angesichts des Finanzskan­dals in der Grazer FPÖ meinen manche, dass nun ein guter Zeitpunkt wäre, das Regelwerk zu beschließe­n. Eigentlich hätte dieses bereits Ende 2020 in Kraft treten sollen. Präsentier­t wurde das 120-seitige Regelwerk, das eine Arbeitsgru­ppe unter der Leitung von Oberösterr­eichs FPÖ-Landeschef Manfred Haimbuchne­r ausgearbei­tet hat, schon im Jänner. Dem Vernehmen nach ist dieses damals auf wenig Gegenliebe gestoßen und seither heftig umstritten. Die daraufhin überarbeit­eten Regeln sind seit Sommer fertig,

Der Auftrag des Bundespart­eivorstand­es, Compliance-Regeln auszuarbei­ten, wurde von unserer Seite erfüllt und ist abgeschlos­sen.

Manfred Haimbuchne­r, FPÖ-Chef in OÖ

lässt Haimbuchne­r auf „Krone“-Anfrage wissen. „Jetzt liegt das Thema beim Vorstand, dem wir die Regeln vorgelegt haben.“In Oberösterr­eich soll das Regelwerk jedenfalls eingeführt werden – wann, sei aber noch unklar.

FPÖ-Chef Herbert Kickl dürfte das Projekt seines Vorgängers Hofer kein großes Anliegen sein. Schubladis­iert wurde das Projekt aber nicht, „das zuständige Gremium der Bundespart­ei wird sich noch dieses Jahr damit befassen“, sagt er zur „Krone“. Termin dafür gibt es allerdings noch keinen.

Sollten die Regeln einst beschlosse­n werden, würde es auch an den Landespart­eien liegen, diese umzusetzen. Es scheint aber, dass sich dort die Begeisteru­ng in Grenzen hält. In Niederöste­rreich verweist man darauf, bereits strenge Regeln zu haben. Auch die Steiermark hat eigene Regeln. Wien lässt wissen, dass die Sache „eine Angelegenh­eit der Bundespart­ei“sei.

Das zuständige Gremium der Bundespart­ei wird sich noch dieses Jahr damit befassen.

FPÖ-Chef Herbert Kickl

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