Kronen Zeitung

Wenn die Kirche zum Weltlichen spricht

Die Bischofsko­nferenz kritisiert das neue Gesetz zur Sterbehilf­e. Nicht das einzige „weltliche“Thema, zu dem die Kirche Stellung nimmt.

- GERALD SCHWAIGER, MARK PERRY

Für die Kirche ist es ein massiver Tabubruch: Dass unter bestimmten Voraussetz­ungen die Beihilfe zum Selbstmord straffrei gestellt werden soll, löst in Österreich­s Geistlichk­eit Irritation und Besorgnis aus.

Zum Abschluss ihrer viertägige­n Herbstvers­ammlung richten die Kirchenche­fs aller Bundesländ­er mahnende Worte an die Regierung, die sich auf das sogenannte Sterbeverf­ügungsgese­tz geeinigt hat. Dieses sei „voller Mängel, die nicht akzeptabel sind“, wird Franz Lackner, Erzbischof von Salzburg und Vorsitzend­er der Bischofsko­nferenz, deutlich.

So sei etwa verabsäumt worden, die nach ärztlicher Aufklärung notwendige Bedenkfris­t von zwölf Wochen und die Errichtung einer Sterbeverf­ügung zwingend vorzuschre­iben. Außerdem sei die psychische Beihilfe zum Freitod straflos: Damit seien allen Versuchen, beispielsw­eise auf Schwerkran­ke Druck aufzubauen, Tür und Tor geöffnet.

Und: Nicht in jedem Fall müsse ein Psychiater oder Psychologe beurteilen, ob ein lebensmüde­r Mensch überhaupt entscheidu­ngsfähig sei. Insgesamt würden so die Vorgaben des Verfassung­sgerichtsh­ofs missachtet, mahnen die Bischöfe, die klarstelle­n: In kirchliche­n Häusern werde man Sterbehilf­e nicht zulassen!

Und zwar, weil diese „Teil eines schleichen­den Kulturbruc­hs“sei, der sich „der Illusion einer totalen Machbarkei­t des Lebens verschrieb­en habe“, wie Lackner analysiert: „Jede Form von Mangel, Beeinträch­tigung und Leiderfahr­ung wird als nicht zu duldendes Versagen gewertet!“

Franz Lackner stößt sich auch an Bezeichnun­gen wie „Sterben in Würde“, da dieses „quasi alternativ­los nur durch die Selbsttötu­ng möglich“sei. Vielmehr müsse die Hospiz- und Palliativv­ersorgung in Österreich massiv ausgebaut werden, nehmen die Bischöfe die Bundesregi­erung ins Gebet.

Der Blick in andere Länder, die Suizidbeih­ilfe straffrei gestellt haben, zeigt eine sehr besorgnise­rregende Entwicklun­g.

Franz Lackner

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