Wenn die Kirche zum Weltlichen spricht
Die Bischofskonferenz kritisiert das neue Gesetz zur Sterbehilfe. Nicht das einzige „weltliche“Thema, zu dem die Kirche Stellung nimmt.
Für die Kirche ist es ein massiver Tabubruch: Dass unter bestimmten Voraussetzungen die Beihilfe zum Selbstmord straffrei gestellt werden soll, löst in Österreichs Geistlichkeit Irritation und Besorgnis aus.
Zum Abschluss ihrer viertägigen Herbstversammlung richten die Kirchenchefs aller Bundesländer mahnende Worte an die Regierung, die sich auf das sogenannte Sterbeverfügungsgesetz geeinigt hat. Dieses sei „voller Mängel, die nicht akzeptabel sind“, wird Franz Lackner, Erzbischof von Salzburg und Vorsitzender der Bischofskonferenz, deutlich.
So sei etwa verabsäumt worden, die nach ärztlicher Aufklärung notwendige Bedenkfrist von zwölf Wochen und die Errichtung einer Sterbeverfügung zwingend vorzuschreiben. Außerdem sei die psychische Beihilfe zum Freitod straflos: Damit seien allen Versuchen, beispielsweise auf Schwerkranke Druck aufzubauen, Tür und Tor geöffnet.
Und: Nicht in jedem Fall müsse ein Psychiater oder Psychologe beurteilen, ob ein lebensmüder Mensch überhaupt entscheidungsfähig sei. Insgesamt würden so die Vorgaben des Verfassungsgerichtshofs missachtet, mahnen die Bischöfe, die klarstellen: In kirchlichen Häusern werde man Sterbehilfe nicht zulassen!
Und zwar, weil diese „Teil eines schleichenden Kulturbruchs“sei, der sich „der Illusion einer totalen Machbarkeit des Lebens verschrieben habe“, wie Lackner analysiert: „Jede Form von Mangel, Beeinträchtigung und Leiderfahrung wird als nicht zu duldendes Versagen gewertet!“
Franz Lackner stößt sich auch an Bezeichnungen wie „Sterben in Würde“, da dieses „quasi alternativlos nur durch die Selbsttötung möglich“sei. Vielmehr müsse die Hospiz- und Palliativversorgung in Österreich massiv ausgebaut werden, nehmen die Bischöfe die Bundesregierung ins Gebet.
Der Blick in andere Länder, die Suizidbeihilfe straffrei gestellt haben, zeigt eine sehr besorgniserregende Entwicklung.
Franz Lackner