Kronen Zeitung

Museums-Krimi um Schiele geklärt

2019 verschwand eine seltene Bronzebüst­e von Egon Schiele aus dem Hietzinger Bezirksmus­eum. Nun kehrt der Künstler wieder nach Hause zurück – und war dabei nie allzu weit weg.

- Stefan Steinkogle­r

Exakt 130 Meter E Fußweg sind es, die das Bezirksmus­eum von Hietzing und das Schönbrunn­er Pub „Vis a Vis“voneinande­r trennen. Lediglich ein kleiner Park mit uralten Platanen verdeckt den direkten Blick von einem zum anderen Gebäude. Dass ausgerechn­et ein Kriminalfa­ll dafür sorgen sollte, dass sich Barchef und Museumslei­ter kennenlern­en, dachte wohl niemand.

Rückblick: Rudolf Wawra versah im März 2019 seinen Dienst im Museum. Eine ruhige Schicht, wie er der „Krone“verrät. Als er, wie er stets zu tun pflegt, einen Rundgang durch das Gebäude unternimmt, fällt ihm sofort auf, dass etwas nicht stimmt. Konkret fehlte eine neun Kilo schwere Bronzebüst­e, modelliert von niemand Geringerem als Egon Schiele. Einer von nur wenigen Abgüssen der Büste des Künstlers landete in Hietzing – und nun war sie vom Erdboden verschluck­t.

Bis jetzt, denn der Chef der Klimt Villa, Baris Alakus, stieß im Internet auf ein ungewöhnli­ches Angebot. Eben jene Büste stand hier für ein paar läppische hundert Euro zum Verkauf. Da er wusste, dass sie einst gestohlen wurde, schlug er zu und sicherte sich das rare Werk. Der Dieb hatte die schwere Skulptur auf der Flucht im Bereich der Bar Vis a Vis deponiert. Dort wurde sie dann offenbar als Dekoration ausgestell­t.

Nachdem das Diebesgut der Polizei übergeben wurde, meldete sich der Klimt-Experte telefonisc­h bei Herrn Wawra. „Dass unser Schiele wieder da ist, freut mich extrem“, erzählt er und zeigt zu der Stelle, wo die Büste ab nächster Woche wieder ihren Platz finden wird.

Dass „sein“Schiele nie weit weg, sondern immer im wahrsten Sinne des Wortes vis-à-vis zu Gast war, lässt Rudolf Wawra immer wieder schmunzeln.

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