Wer bei Handys jetzt aufdreht
Huawei stürzte ab, Xiaomi wurde neue Nummer 3. Emporia aus Österreich ist nach Stück vierter, und auch Vivo, Oppo, Doro, Onda legen zu.
Noch vorigen Sommer war Huawei kurzfristig größter Smartphone-Anbieter weltweit, nun sind die Chinesen nicht mehr unter den Top 5. Politisch ausgelöste Datenschutz-Bedenken samt Verbot, Android weiter als Betriebssystem zu verwenden, ließen die Marke abstürzen. Das hat Konkurrent Xiaomi blitzschnell ausgenützt und stürmte auch bei uns bereits auf den dritten Platz vor. Laut Forschungsinstitut Canalys hält man bei fast 20% Marktanteil und rückte schon Apple (22%) recht nahe.
„Und mittel- bis langfristig ist natürlich die Marktführerschaft unser Ziel“, drückt Österreich-Geschäftsführer Kurt Manninger weiter aufs Tempo. Gelingen soll das „mit Premium-Leistung zum Mittelklassepreis.“Zusätzlich bietet man neben der Topmarke Mi auch unter Redmi sowie Poco noch günstigere Modelle an. Im Windschatten drängen sich außerdem die in China bereits führenden Hersteller Vivo (weltweit Nummer 4) und Oppo bei uns in die Handyshops, speziell mit günstigen 5G-Geräten wittern
sie Chancen. Schon sensationelle Zuwächse fix in der Tasche hat der einzige österreichische Handyerzeuger Emporia.
„Wir sind nach Stückzahlen jetzt viertgrößter Anbieter in Österreich! 2020 war das beste Jahr in der Firmengeschichte, und heuer geht es weiter“, jubelt Gründerin Eveline Pupeter. Sie punktet mit bedienungsfreundlichen Smartphones für Ältere, „und Corona hat sie ja weggesperrt,
sodass auch sie nun Videotelefonate mit der Familie führen und Impf- und Testanmeldungen digital machen wollen.“Das Potenzial sei europaweit riesig, alleine in Österreich will die Linzerin heuer 145.000 Geräte verkaufen.
Die gleiche Zielgruppe bedient Doro. „WhatsApp, mobiles Surfen, Navigation und Online-Einkäufe sind auch bei Senioren immer beliebter“, weiß Österreichchef Michael Raben
stein. Ebenfalls auf Komfort setzt die italienische Marke Onda, die demnächst mit WLAN-Modems und Handys bei uns aufdrehen will. Marketingchef Lorenzo Barbantini: „50 Prozent der Funktionen braucht man ohnehin nicht, wir versuchen, die essentiellen zu bieten. Und wir verwenden Recyclingmaterial.“
Mit Innovationen wie faltbaren Smartphones behauptet Samsung jedoch
klar die Marktführerschaft (je nach Statistik ca. 47%), so Manager Marvin Peters. Nicht zuletzt „weil die Nachfrage im Premiumsegment über 600 € stetig steigt. Wir kommen der Nachfrage kaum hinterher, Weihnachten läuft schon.“
Ob Huawei ein großes Comeback schafft, ist offen. Das eigenentwickelte Betriebssystem Harmony OS muss sich noch etablieren, der Appstore Huawei Gallery ist immerhin schon
der drittgrößte weltweit. Zwei Sorgen aber teilen alle Handyfimen: Mangel an Elektronikteilen und starke Kostensteigerungen bei Chips, Displays, Verpackungen usw. um die 30%, bestätigt Emporia-Chefin Pupeter. „Das Geschäft macht jetzt, wer überhaupt liefern kann. Wir haben schon im Mai die Komponenten fürs Weihnachtsgeschäft bestellt und bezahlt, um jetzt genug Ware zu haben.“