Kalte Dusche für Thermentempel
Die heimischen Thermenbetreiber müssen trotz Rekordzahlen im Sommer unterm Strich ein kräftiges Gästeminus verkraften
Die letzten rund eineinhalb Jahre waren coronabedingt für viele Branchen eine große Herausforderung. Sehr hart getroffen hat es auch die Thermenbetriebe. Insgesamt rund zehn Monate durften die Wellness-Oasen nicht aufsperren. Das wirkte sich massiv auf die Besucher aus. „Waren es 2019 noch über 9,5 Millionen Eintritte, sank die Zahl im Vorjahr um fast 44% auf rund 5,4 Millionen“, erklärt Thermenexperte Andreas Kreutzer. Und auch für heuer prognostiziert der Branchenkenner nur eine minimale Erholung (siehe Grafik).
Das hat wiederum massive Auswirkungen auf die Finanzlage. „Die Staatshilfen haben zwar sehr geholfen, dennoch haben wir einige Millionen Euro Verlust eingefahren“, so Geschäftsführer Patrick Hochhauser von der oö. Thermenholding (z. B. Bad Schallerbach). Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass einige Betriebe diesen Sommer Rekordumsätze verzeichneten, weil viele Urlauber im Land geblieben sind. „Von Juli bis Oktober verzeichneten wir heuer bis zu 30% mehr Geschäft als vor Corona“, betont Philip Borckenstein, Chef der Therme Loipersdorf. Ähnlich die Entwicklung im Rogner Bad Blumau. „Teilweise waren Gäste viermal da. Rund ein Viertel kam überhaupt zum ersten Mal“, freut sich Direktorin Melanie Franke. Dies sei eine Chance für die Zukunft.
Bis zur Bekanntgabe der 2-G-Regel bestens gebucht waren auch die Resorts von Marktführer Vamed Vitality World (z. B. Therme Wien, Geinberg, St. Martins, Aqua Dome). „Seither verzeichnen wir merkliche Rückgänge bei den Besucherzahlen in der Therme und auch im Hotelbe
reich“, so Direktor Gerhard Gucher. Gleichzeitig bemüht man sich derzeit verstärkt, etwa mit teilweise längeren Öffnungszeiten oder attraktiveren Afterwork-Tickets, die Besucherströme zu entzerren.
Viele Anbieter haben, so es finanziell möglich war, die Lockdowns für Renovierungen oder Erweiterungen genutzt. In Blumau wurden z. B. die Thermalbecken neu verfliest, neu ausgemalt oder das OnlineKartensystem aufgerüstet. In Loipersdorf gibt es u. a. seit Sommer einen neuen Privat-Spa-Bereich und in der Sonnentherme Lutzmannsburg wurde z. B. eine Showarena inklusive Bühne eingebaut.
Unterschiedlich fällt die Einschätzung der nächsten
Monate aus.Während man etwa in Loipersdorf wieder einen Gästeeinbruch von bis zu 40% befürchtet, ist man bei den Eurothermen oder in Blumau noch vorsichtig optimistisch. Bis die heimischen Thermen insgesamt wieder so viele Gäste wie vor der Krise begrüßen dürfen, wird es aber vermutlich noch bis 2023 dauern.