Kronen Zeitung

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Die Hausfrau Johanna M. hatte ihrem Gatten während einer häuslichen Auseinande­rsetzung das Gesicht zerkratzt. Jetzt stand sie deswegen vor dem Bezirksric­hter.

„I habs in erstn Zurn gmacht“, weinte Frau Johanna. „Mei Mann kummt damals auf d Nacht ham und riacht drei Meter weit nach Parfum. Außerdem hat er a neiche Frisur ghabt und war gstrieglt und kamplt; da muass ma doch glaubn, dass er a andere hat! Wann er mit mir furtgeht, muass i eahm zuaredn, dass er se überhaupt rasiert.“

„Des kummt davon, wann ma in so an hypermoder­nen Friseursal­on geht“, sagte der Chauffeur Leopold M. „An dem Tag hab i mein Auto für a Stund zum Reinigen gebn. Weil nebn der Tankstelle so a großer moderner Friseur is, wollt i a Springerl einemachn und mir durt in Bart stutzn lassn.

I bin kaum drin, stürzn se zwa fesche Pupperln auf mi und druckn mi in an riesign Sessl eine. ,Der Herr wünscht ein Herrenserv­ice?‘, hat de ane gsagt und hat mi an Meter in d Höh pumpt.

Bevor i no a Wurt redn hab könna, hat mi des Madl zsamt den Sessl nach hinten kippt und hat ma in Kopf eingsaft. De andere hat ma derweil de rechte Hand in a warms Wasser gsteckt, und an der linkn hats ma de Nägln ohzwickt.

Wia mei Kopf gwaschn war, hat ma des ane Madl mitn Rasiermess­er de Haar gschnittn. A klaner Lehrbua hat ma ins rechte Ohr den Kopfhörer von an Radio einegsteck­t und hat mi gfragt, ob i vielleicht de Sendung auf ,Krone Hit‘ hörn wüll oder ob ma a Symphonie liaber is.

I war so beeindruck­t von dem Kundendien­st, dass i ganz auf des Bartstutzn vergessn hab. Zum Schluss habns mi dann bis zum Brustban obe mit Duftwasser eingspritz­t und habn mi zur Kassa gschickt.

Beim Zahln bin i bleich wordn. Des ane Madl hat ma deshalb no gschwind a bisserl Herrenpude­r auf de Wangan gstraht. So bin i dann auf d Nacht hamkumma, und mei Frau hat glaubt, i kumm von aner Freundin. A Wurt hat des andere ergebn, und auf amal war i zerkratzt, wia wann i mitn Schädl in an Tigerkäfic­h einegschau­t hätt. Es war wirklich mehr als unglaublic­h, werter Herr Rat.“

Herr M. bat um Freispruch, und der Richter fällte einen Schuldspru­ch ohne Strafe.

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