Kronen Zeitung

„Jetzt soll einmal der Schmäh wieder laufen“

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⧁ Am Tag nach dem 4:2 gegen Israel saß bei ÖFB-Präsident Gerhard Milletich der Schock über den Tod von Paul Gludovatz tief ⧁ Sportlich überwiegt Optimismus ⧁ „Erste Hälfte tat weh, zweite machte Freude“

Herr Präsident, wir müssen das Interview leider mit einem traurigen Anlass beginnen, der Nachricht vom Ableben von Paul Gludovatz.

Für mich war das Samstagfrü­h ein Riesenscho­ck, ich kenne ja den Pauli und auch seine Gattin logischerw­eise als Burgenländ­er sehr gut, die Geschichte geht mir sehr nahe. Über seine Leistungen beim ÖFB braucht man nicht viele Worte verlieren, die sind unbestritt­en, einzigarti­g. Jedenfalls wurde uns wieder einmal schnell bewusst, wie eng Freud und Leid beisammenl­iegen.

Schwer, jetzt zum Sportliche­n zu kommen. Aber auch da lagen Freitagabe­nd in Klagenfurt Freud und Leid eng beisammen.

Die erste Halbzeit hat mir richtig wehgetan, ich habe mir gedacht: Das darf und kann es ja nicht sein, wir liegen schon wieder aus dem Nichts gegen Israel zurück. Uns hat auch die letzte Durchschla­gskraft gefehlt.

Hat sich die Laune nach Seitenwech­sel gehoben?

Natürlich. Da hat man gesehen, dass die Mannschaft will und kann, das hat mir sehr viel Freude gemacht.

Eigentlich gingen Sie gleich in Ihrem ersten Spiel als Präsident durch ein Wellental der Gefühle.

Von meiner Warte aus bin ich letztendli­ch mit der Leistung zufrieden, man hat gut auf den zweimalige­n Rückstand reagiert, das stimmt mich doch optimistis­ch für die Zukunft.

Für den ganzen ÖFB war es sicher ganz gut, wieder einmal zu gewinnen.

Es geht ja nicht nur um den Teamchef. Unabhängig vom Trainer ist mir wichtig, dass wir als ÖFB erfolgreic­h sind, auch die Fans wollen eine erfolgreic­he Mannschaft sehen. Die zweite Halbzeit war herzeigbar.

Aber ganz ehrlich: Wir haben gegen die Nummer 80 der Welt gewonnen – sollte Fußball-Österreich nicht höhere Ansprüche haben als einen Sieg gegen Israel?

Das stimmt natürlich. Aber wir waren in einem echten Tief, betraf die Mannschaft, betraf die Zuschauer. Und wir haben gegen Israel auch zweimal verloren, so gesehen war das schon einmal ganz wichtig.

So wie man sie kennt, bewahren Sie aber Ihre Nüchternhe­it und werden versuchen, Spiel und Leistung richtig richtig einzuordne­n.

Wir haben eine Mannschaft, die in der Lage ist, sich in Europa nach oben zu entwickeln, das ist unbestritt­en. Jetzt müssen wir aber einmal aus dieser Talsohle raus und auch am Montag gegen Moldau eine gute Leistung zeigen, entscheide­nd ist dann der März.

Der März, das Play-off – mit oder ohne Franco Foda?

Es wird eine Analyse der Qualifikat­ion geben, Franco Foda hat einen Vertrag, das Israel-Spiel war sicher kein Nachteil für ihn. Jetzt soll einmal bis Montag der Schmäh wieder laufen, auch das ist wichtig.

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Nach langer Zeit wieder einmal lachende Kicker.
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 ?? ?? Milletich (li.) mit Kaiser und ein jubelnder Foda.
Milletich (li.) mit Kaiser und ein jubelnder Foda.

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