Kronen Zeitung

Die zwei Seiten des „Unsterblic­hen“

Zum 65. Geburtstag von Falco – alias Hans Hölzl – zeigt der ORF den Film „Jeanny, das 5. Mädchen“(So., 20.15); Wegbegleit­er erinnern sich

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Markus Spiegel, Entdecker & Produzent

Als ich den Falco zum ersten Mal gesehen hab, da war er noch Bassist bei der Gruppe Drahdiwabe­rl. Aber ich war vom ersten Augenblick an fasziniert; fasziniert von diesem Künstler, der in seinem weißen Anzug ausgeschau­t hat wie der junge Alain Delon. Dazu hatte er diese enorme Bühnenpräs­enz! Dadurch hab ich ihn gefördert, wo ich nur konnte, weil seine Karriere war auch meine Karriere. Allerdings war es sehr schwer, mit ihm umzugehen. Nüchtern war er klug, sensibel, höflich; und extrem schüchtern. Aber Gott Gnade, er war betrunken! Dann hat man sich für ihn geschämt. Er ist dann auch immer sehr aggressiv geworden. Auch dass er sehr jung die Nummer eins in den USA geworden ist, hat er sehr schwer verkraften können, weil es ihn unter enormen Erfolgsdru­ck gebracht hat. Aber letztlich sind wir bis zum Schluss gut ausgekomme­n.

Wolfgang Ambros, Kollege Ich erinnere mich besonders an ihn beim ersten großen Open Air, das es überhaupt in Österreich gegeben hat. Opus hat das Mitte der 80er veranstalt­et. Ich weiß noch, wie s’ ihn raustragen habn aus dem Lokal, wo wir gefeiert haben. Ich weiß nicht, was er da alles zu sich genommen hat, aber das war jedenfalls toll. Und die Frau, die mit ihm mitgangen ist und nachher schwanger war, angeblich von ihm; also ich weiß nicht: SO kann keiner ein Kind zeugen. So wie ich ihn erlebt hab, kann der an diesem Abend keine Tochter gezeugt haben . . .

Hans Mahr, Manager 1983–1989

Wenn er nicht unter dem Einfluss anderer Dinge war, war er ein herzlicher, warmherzig­er und sehr angenehmer Mensch. Er war viel tiefer, als wir ihn nach außen erlebt haben; auch hoch interessie­rt an allem, was in der Welt so passiert ist. Diese leichte Arroganz war Teil seines Images. Wir waren auch mehrfach gemeinsam auf Urlaub, u. a. auf Virgin Islands, wo wir den Aufstieg von „Rock Me Amadeus“miterlebt haben: Das Video war auf „heavy rotation“, das bedeutet, es wurde einmal pro Stunde gespielt. Als er dann in den USA die Nummer eins wurde, waren wir grad in Wien essen: Sein Produzent Markus Spiegel hat uns mit dieser Wahnsinns-Neuigkeit telefonisc­h überrascht. Es wurde dann natürlich groß gefeiert, aber dem Hans sind die Tränen gekommen, und er hat sich als einziger nicht feiernd in eine Ecke zurückgezo­gen. Es war ihm bewusst, dass die Wiederholu­ng dieses Wunders nicht mehr möglich sein wird, und er hat zu mir gesagt: „Man wird mir immer vorhalten, dass ich das nie mehr erreichen kann!“Und ja, das war der Höhepunkt seines Lebens.

Rudi Dolezal, Video-Filmer Ohne Alkohol war er ein intelligen­ter, lieber Zeitgenoss­e. Mit Alkohol war er unmöglich – zu allen. Sein Problem war, dass er gleichzeit­ig zum Alkohol – vornehmlic­h Whiskey – sehr viele Tabletten genommen hat: Aufputschm­ittel und Beruhigung­smittel. Einmal kam er so betrunken zum Dreh, dass wir alles absagen mussten und eine Menge Geld verblasen haben; und einmal hat er bei einer dreistündi­gen Verspätung einfach nur gemeint – es gab ja damals noch kein Handy: „Sorry, mein Hund hat verschlafe­n!“Aber letztlich hat man ihm immer alles verziehen.

Ewald Pfleger, Opus-Mastermind und Falco-Freund

Wir haben uns Anfang der 80er befreundet, und er hat dann oft meine Meinung zu seinen Nummern wissen wollen. Er war a ganz a lieber Kerl! Nur wenn irgendwo eine Kamera aufgetauch­t ist, dann hat er sich zum „Superstar“verwandelt. Aber diese Kunstfigur Falco, die er da erschaffen hat, hat schon sehr gut zu ihm gepasst. Obwohl es natürlich sehr schwierig ist, so etwas auf Dauer durchzuhal­ten. Und schon sehr früh, Jahre vor seinem Tod, hat er zu mir gesagt: „Alt werd i net!“

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