Parallele Mütter
Das Kind, das die Fotografin Janis (Penélope Cruz) bald schon unter dem Herzen tragen wird, ist von dem verheirateten Anthropologen Arturo (Israel Elejalde). Einer irrationalen Anziehungskraft folgend, hatte sie sich in diese Affäre gestürzt – und war schwanger geworden. Fasziniert von Arturos Arbeit – der forensisch tätige Wissenschafter befasst sich mit der Sichtung von Massengräbern aus der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges –, möchte auch Janis mehr über das Schicksal ihres in ruralem Ackerland anonym verscharrten Urgroßvaters erfahren . . .
Auf der Entbindungsstation freundet sich Janis mit der erst 17-jährigen Ana (Milena Smit) an. Auch nach der Geburt der Kinder bleiben die beiden in Kontakt – und bilden schließlich eine Wohngemeinschaft. Doch eine tragische Erkenntnis wird das Zusammenleben der beiden so unterschiedlichen Frauen überschatten – eine sich brutal verfestigende Gewissheit, die längst schon in Janis gärt – in Gang gesetzt durch Arturos Skepsis, dass er vielleicht nicht der Vater dieses Kindes ist. Wurde Janis’ Tochter womöglich in der Klinik vertauscht?
Almodóvareske Verstrickungen! In seinem 22. Film verknüpft der 72-jährige spanische Regie-Gigant Pedro Almodóvar schicksalhafte Begegnungen mit schockierenden Entdeckungen und dem kollektiven Trauma der Franco-Diktatur. Wie er in „Madres paralelas“seine fiktionale Spurensuche vom privaten in den zeitgeschichtlichen Bereich ausweitet und ganz nebenbei zum politischen Gewissen seines Landes wird, indem er wie selbstverständlich die Geschichte von Vorfahren und Nachkommen verquickt, ja wie hier Begierden, Lügen und fatale Wahrheiten einander überlagern, ist starke kathartische und zweifach Oscar-nominierte Kinokost, die als Hymne auf weibliche Solidarität überzeugt.