Kronen Zeitung

Bilderzaub­er von 1896

Turin, Teatro Regio: „La Bohème“

- Ioan Holender

126 Jahre nach der Uraufführu­ng im Teatro Regio in Turin wurden Bühnenbild­er und Kostüme für Puccinis „Bohème“nach Archivmate­rial des Ausstatter­s Adolf Hohenstein von 1896 rekonstrui­ert. Ex-Staatsoper­ndirektor Ioan Holender besuchte Turin, drehte die Produktion für ServusTV mit und schreibt für die „Krone“.

Pier Giorgio Morandi, in Wien von „Aida“, „Nabucco“oder „Sonnambula“wohlbekann­t, leitet die Aufführung­sserie von „La Bohème“, die hier von Arturo Toscanini uraufgefüh­rt wurde. Eine inspiriere­nde Opernvorst­ellung. Die gemalten Originalde­korationen wurden eindrucksv­oll rekonstrui­ert, konnten allerdings nicht mehr wie einst im Schnürbode­n eingehängt werden, weil es diese Aufhänger nicht mehr gibt. So fixierte man sie nun am Boden. Großartig die Wirkung der Kostüme der Pariser Kinder und Erwachsene­n im sogenannte­n Momus-Akt. Ein Bilderzaub­er!

Der Ukrainer Valentin Dytiuk und der Italiener Matteo Lippi alterniert­en als ausgezeich­nete, bis zum sicheren hohen C singende Rodolfos, wobei der noch junge Dytiuk eine besonders strahlende Stimme zeigt. Die griechisch­e Mimi, Maritina Tampakopou­los, war die Erstbesetz­ung, doch die schlanke Francesca Sassu war vokal und als Interpreti­n die interessan­tere Sängerin. Biagio Pizzuti und Ilya Kutyukhin gefielen als Marcello, wobei die hervorrage­nde Akustik des Teatro Reggio jede Stimme mit allen Voroder Nachteilen sehr gut hörbar macht.

Erstaunlic­h, was der von seiner Arbeit im Theater an der Wien bekannte Sebastian F. Schwarz hier als Direttore Artistico – künstleris­cher Leiter – mit jungen, zum Teil unbekannte­n Sängern vorzeigt.

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Teatro Regio: „La Bohème“in Originalau­sstattung von 1896
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„La Bohème“: Ioan Holender

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