Kaum offene Unterstützung für Kreml auf dem Balkan
Experten fürchteten, Großrussland-Ambitionen des Kremls könnten die nationalistischen Tendenzen auf dem Balkan neu entflammen
Viele Freunde auf dieser Welt hat Wladimir Putin nicht mehr (siehe Kommentar links). Auffällig ist dabei das Abstimmungsverhalten dieser Freunde bei der UNOVollversammlung, in der es um die Verurteilung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ging. Von den zehn größten Waffenkäufern Russlands stimmte nur Belarus dagegen (siehe Grafik).
Wie steht es um Russlands Freunde auf dem Balkan? In Bosnien-Herzegowina ist Nervosität spürbar. Die Ideen eines „Großserbiens“ mit Bosnien-Herzegowina und dem Kosovo sind laut dem ehemaligen Hohen Repräsentanten, Valentin Inzko, noch präsent und bekommen durch Putins Großrussland-Ambitionen neues Feuer. Der serbische Präsident Aleksandar Vučić ist zudem ein Putin-Freund.
„Vučić ist pragmatisch und zunächst am Machterhalt interessiert“, sagt Experte Florian Bieber. An eine neue Krise in der Region glaubt er nicht. Vučić hat gute Beziehungen zu allen, auch zu China. Und das Handelsvolumen mit der EU ist zehnmal größer als mit Russland. Das setzt man nicht aufs Spiel.
Auffällig ruhig ist auch der Ex-Präsident der bosnischen Teilrepublik Republika Srpska, Milorad Dodik, der seit Jahren von Putin unterstützt wird. Sein Handlungsspielraum als eines von drei Mitgliedern des bosnischen Staatspräsidiums sei laut Bieber begrenzt, weswegen er auf Neutralität pocht. Bosnien trug aber alle Sanktionen gegen Russland mit.
Ein neuer Krieg auf dem Balkan gilt als unwahrscheinlich. Noch sehr frisch ist die Erinnerung an 200.000 Tote des Jugoslawien-Kriegs von 1991 bis 2001.