„Atomare“Kriegsgefahr
Noch während selbst Atomgegner zu beruhigen versuchten, kam aus der Ukraine die Nachricht, dass es im AKW Zaporischschja doch einen direkten Kriegstreffer gab . . .
Entgegen anderslautender E Meldungen hat es in Europas größtem AKW in Zaporischschja doch einen direkten Treffer gegeben. Es war also schlimmer als bisher bekannt“, so GLOBAL-2000-Experte Dr. Reinhard Uhrig unter Berufung auf die ukrainische Atomaufsicht bestürzt: „Wir haben die Bilder von dieser Zerstörung gesehen. Bei den Kämpfen – von welcher Seite auch immer – wurde ein Transformator beschädigt.“Dass genau deswegen Reaktor 6 notabgeschaltet werden musste, entpuppte sich aber als reine Kriegspropaganda. Denn dies war bereits zuvor wegen eines technischen Defekts geschehen.
Immerhin funktioniere das Strahlungsmesssystem noch trotz gekappter Datenübertragung. Das sei ein eklatanter Bruch aller internationaler Atomabkommen. Dennoch kann auch Greenpeace-Experte Jan Haverkamp vorerst beruhigen: „Keiner der noch erreichbaren Messpunkte der Region zeigt erhöhte Strahlung.“
Mithilfe seiner ukrainischen Mitstreiter und einer deutschen Physikerin hat Uhrig auch die momentane Situation rund um die und in der Atomruine von Tschernobyl analysiert. Die Situation sei bedrohlich und fürchterlich, aber nicht akut, lautet das Resümee. Zwar werde der 1986 durch eine Explosion zerstörte Meiler ab Samstagfrüh nicht einmal mehr genügend Notstrom für die Kühlung der 18.000 Brennelemente haben, doch unmittelbare Gefahr bestehe damit noch nicht. „Da dieser Atommüll seit der Abschaltung Ende der 1990er in den Pools dümpelt, entwickelt dieser nicht mehr so viel Wärme wie jener in Fukushima, die genau vor elf Jahren in Reaktor 4 zur verheerenden Explosion geführt hat. Deswegen wird das Wasser hier erst nach Wochen verdampft sein. Selbst dann werden die Brennelemente nicht mehr explodieren“, versichert Uhrig. Er ist aber in Sorge um das „tapfer ausharrende“Bedienungspersonal, das dann das Abklingbecken nicht mehr sichern könnte.
Weiteres AKW könnte bald in der Kampfzone liegen
Zusätzliches Problem für die als russische „Geisel“verbliebene Mannschaft: Ohne Strom kann auch die Belüftung nicht mehr betrieben werden. Die Menschen im Gebäude sind dann zwangsläufig einer höheren Radioaktivität ausgesetzt. Inzwischen droht die russische Kriegstaktik die Energieversorgung der Ukraine gänzlich zu lähmen, auch das AKW in Juschnoukrajinsk. Denn bald könnte auch diese Region umkämpft sein . . .