Druck auf Russen nimmt zu
⧁ Zweistellige Inflationsraten sind nur eine Frage der Zeit ⧁ Anfang April tritt Zahlungsunfähigkeit ein ⧁ Moskauer Zentralbank kann Rubel drucken und so die Pensionen und Löhne weiter bezahlen
Durch den Ausschluss vom internationalen Zahlungsverkehr hat das Land kaum Zugang zu Devisen. Zwar werden für die Gaslieferungen weiter Euro eingenommen, doch es kann außerhalb Russlands nur schwer damit bezahlt werden. Das bedeutet, dass das Land zahlungsunfähig wird. Aber es handelt sich um keine „Staatspleite“, weil Geld vorhanden ist. Man hat nur keinen Zugriff darauf.
Anfang April müsste eine Anleihe in Höhe von zwei Milliarden Dollar getilgt werden. Das können (und wollen) die Russen nicht zahlen. Daher werden die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit auf Ramschniveau herabsetzen. Das bedeutet, dass alle Banken, Fonds und andere Einrichtungen, die russische Staatspapiere oder Aktien russischer Unternehmen (die Moskauer Börse ist aus Angst vor Kursstürzen seit Wochen geschlossen) in ihrem Portfolio haben, diese drastisch abwerten müssen. Da soll es in Summe um 50 Milliarden Dollar gehen. Hauptbetroffen sind Anleger, die in Osteuropa-Fonds investiert sind.
Für russische Banken spielt es hingegen keine Rolle, wenn sie Rubel-Anleihen besitzen. Die Moskauer Zentralbank kann unbegrenzt Rubel drucken, um die Pensionen und Gehälter im Land weiter zu zahlen. Allerdings ist der Kurs der Landeswährung seit Kriegsbeginn schon um bis zu 70% eingebrochen und fällt weiter. Dadurch schießt die Inflation explosionsartig in die Höhe. Allein binnen einer Woche sind Konsumgüter teilweise im zweistelligen Bereich teurer geworden (siehe Grafik).
Die Kaufkraft der Russen wird einerseits durch die Inflation dramatisch geschwächt. Dazu kommt, dass Firmen aus dem Westen ihre Tätigkeit eingestellt haben und zum Teil die Löhne nicht mehr zahlen. Selbst aus russischen Firmen hört man von Fällen, wo sie die Löhne bereits halbieren mussten, weil ihnen die Devisen-Einnahmen (aus Exporten) weggebrochen sind.
Millionen Arbeitslose, eine galoppierende Inflation und das Verbot des Zugriffs auf Dollar- und Eurokonten werden Russland in die schwerste Wirtschaftskrise treiben, die es seit dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat.