Thomas Stipsits kratzt seine Eier
Im neuen Stinatz-Krimi „Eierkratz-Komplott“stellt der Kabarettist ein uraltes Handwerk ins ungewöhnliche und humorvolle Rampenlicht
Es ist eine Frage, von der man nicht denkt, sie als Journalistin jemals zu stellen: „Herr Stipsits, können Sie selbst Ihre Eier kratzen?“Und noch weniger rechnet man mit dieser Antwort: „Ja, aber nicht gut. Ich hab’s als Kind probiert, aber es ist wirklich sauschwer.“
Kenner des südburgenländischen Kunsthandwerks wissen natürlich genau, dass diesem Dialog kein bisschen Zweideutigkeit innewohnt – ein Schelm, wer anderes denkt. Beim Eierkratzen handelt es sich um die filigrane Kunst, mit einem kleinen Messer zarte Muster in Eierschalen zu ritzen. Eine der wenigen Frauen, die dieses Handwerk noch meisterlich beherrschen, ist Thomas Stipsits’ Oma – jene resolute Dame, die Fans aus seinen beliebten StinatzKrimis kennen. „Sie hat immer so rund um die Heiligen Drei Könige begonnen und dann wegen der vielen Bestellungen bis Ostern durchgekratzt, oft auch in den Nächten. Aber vor zwei Jahren hat sie aufgehört, weil es einfach zu anstrengend ist.“
Dafür wird nun in Stipsits’ drittem Krimi wild gekratzt, um nicht zu sagen: mörderisch. Denn das Eier
kratz-Messer der Oma wird zum Corpus Delicti im neuen Fall des schrulligen Gruppeninspektors Sifkovits. Ein kniffliger Fall, bei dem ihm wieder die „Kopftuch-Mafia“mit ihrer stets brodelnden Gerüchteküche tatkräftig zur Seite steht. Allen voran natürlich Mama Sifkovits, für die die Oma von Thomas Stipsits nicht nur Pate stand.
„In den Büchern steckt schon ganz viel Erlebtes“, erzählt er im Interview. „Seit meiner Kindheit hat sich rund um die Oma nicht viel verändert, die Umgebung, die Traditionen, das ist alles gleich geblieben. Die Uhren in Stinatz gehen schon ein bisschen langsamer – auf eine gute Art und Weise.“
Ein bisschen langsamer sollen die Uhren nun auch in Thomas Stipsits’ Leben gehen. Vergangenen Sommer musste er sich wegen eines Burn-outs eine Auszeit nehmen. Nach einer Panikattacke auf der Bühne zog er sich für einige Wochen in eine Reha im Waldviertel zurück. „Ich bin dort eigentlich hin, um wieder gesund zu werden. Doch nach drei Wochen kamen mir im Wald ganz plötzlich wieder kreative Gedanken. Ich habe mir dann kleine Ziele gesteckt und jeden Tag ein bisschen geschrieben – und da hat es dann wirklich wieder Spaß gemacht. Das war einer der schönsten Punkte in der Therapie.“
Mittlerweile ist Stipsits wieder auf die Bühne zurückgekehrt – und arbeitet auch schon an der Verfilmung der Stinatz-Krimis. Aber alles mit Maß und Ziel – und mehr Pausen. Abwarten und Eier kratzen eben . . .