Kronen Zeitung

Ein Chronist der Sehnsüchte

Westlicht: Reiner Riedler, „This Side of Paradise“(bis 15. 5.)

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„Was die Menschen treibt, ist ein unstillbar­es Verlangen, alles und immer mehr zu konsumiere­n, um dem beschwerli­chen Alltag zu entfliehen und sich zumindest für kurze Momente im Paradies wähnen zu dürfen“: Das ist das Kredo des prominente­n österreich­ischen Fotografen Reiner Riedler, des „Chronisten der Sehnsüchte“.

Riedler (54) zählt zu den Stars auf internatio­nalen Fotofestiv­als und Ausstellun­gen wie im Pariser Centre Pompidou, der Frankfurte­r

Kunsthalle Schirn oder dem TIFF in Tokio.

Nun zeigt der „Chronist der Sehnsüchte“in der Galerie Westlicht seine unveröffen­tlichte Serie „This Side of Paradise“, eine Schau, die von Rebekka Reuter & Michael Reitter-Kollmann kurartiert wurde. Für die Serie porträtier­te er zwanzig Jahre lang Menschen, die sich bei Wiesenfest­en, Erotikmess­en, Krampus-Umzügen u. a. „der modernen Eventkultu­r hingeben“.

In „This Side of Paradise“setzt Riedler auf abstruse „Events“: Superman unterhält Badende vor der Blasiuskir­che am Roten Platz, ein Erschießun­gskommando bringt zahlenden Touristen den Schauer des letzten Moments näher, Badegäste geben sich in Berlin indoor der Illusion vom „Urlaub in den Tropen“hin . . .

Stets verspricht er Fluchten aus dem Alltag: künstliche Freizeitwe­lten, wie er sie in seiner Serie „Fake Holidays“entlarvend zeigt. Sehenswert auch frühe Momentaufn­ahmen aus den Neunzigerj­ahren, etwa aus den Serien über Obdachlose, Albanien und die Ukraine, Sweat oder „The Unseen Seen“über den Sehnsuchts­ort Kino (Westlicht, 1070. Westbahnst­raße 40).

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