Große Kunst auf zarten Eiern
Mariloise Jordan (89) ist eine der letzten historischen Volkskünstlerinnen
Ich habe noch nie auf die Uhr geschaut, während ich arbeite“, erzählt Mariloise Jordan. Es müssen wohl mehrere Stunden bis Tage sein, die so manches Osterei für sich beansprucht. „Ich orientiere mich gerne am Biedermeierstil. Damals hat man sehr detailreich und lieblich gestaltet.“
Ihr Wissen rund um die althergebrachten Techniken der österlichen Volkskunst hat die gelernte Grafikerin aus Büchern. „Von nix kommt nix, da musste ich mich schon ein bisschen einlesen.“So beherrscht Jordan beispielsweise auch das Handwerk der Menschenhaarbilder. „Haare galten früher als Zeichen der Ewigkeit. Diese wurden oftmals zu Borten geflochten, auf Eier aufgearbeitet und zu Hochzeiten geschenkt“, erklärt die 89-Jährige.
In ihrer Malerstube in Fusch an der Großglocknerstraße finden sich aber vor allem mit Aquarellen bemalte, mit Blüten oder Perlen verzierte wie auch gekratzte
und gebohrte Eier in allen Formen und Farben. Wie gibt man so viel Wissen an künftige Generationen weiter? „Leider gar nicht. Heutzutage macht man mit österlicher Volkskunst als Künstler kaum mehr Geld“, erklärt sich Jordan das fehlende Interesse am traditionellen Handwerk.
Bis Ostermontag hat Jordan ihre Malerstube noch täglich für Besucher geöffnet. „Heuer war ich fleißig. Es sind also noch genug Eier vorhanden.“