Kronen Zeitung

Nichts zu holen am Sparbuch

Auch nach der von der Europäisch­en Zentralban­k angekündig­ten Zinswende werden alle, die ihr Geld auf die Seite legen, kaum Zinsen sehen, so Ex-BA-Chefanalys­tin Monika Rosen

- GH

Wir sind immer noch alle aus den diversen Krisen herausgeko­mmen. Das wird auch jetzt so sein!

Anlageexpe­rtin Monika Rosen

Ist es eine Zeitenwend­e, dass die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) am Donnerstag die erste Leitzinser­höhung seit elf Jahren angekündig­t hat? Jedenfalls müssen sich die Finanzmärk­te darauf „einstellen, dass die Phase der ultralocke­ren Geldpoliti­k jetzt vorbei ist“, sagt Monika Rosen, Ex-Chefanalys­tin der Bank Austria und Vizepräsid­entin der Österreich­isch-Amerikanis­chen Gesellscha­ft. Die Börsenexpe­rtin ist Gast im TV-„Club 3“von „Krone“, „Kurier“und „profil“– zu sehen heute ab 20.15 auf krone.tv und SchauTV

Doch wer darauf hofft, bald wieder ordentlich­e Zinsen auf das Sparbuch zu bekommen, wird enttäuscht werden. Bei der Erhöhung handelt es sich nur um einen Viertelpro­zentpunkt. Laut Rosen wird von den Notenbanke­rn heftig darüber diskutiert, die Leitzinsen im September um einen halben Prozentpun­kt zu erhöhen. Selbst damit bleibt Sparen ein Verlustges­chäft, „wenn die Inflations­rate schon bei acht Prozent liegt“. Sprich: Das Geld, das schlecht verzinst auf der Bank liegt, wird heuer deutlich weniger wert.

Dass die EZB bei Leitzinser­höhungen zögerlich ist, hat für Rosen den Grund, dass es sich bei der Eurozone um einen „heterogene­n Wirtschaft­sraum“handelt. Auf Deutsch gesagt: Manche Länder wie Österreich, Deutschlan­d oder Schweden stehen wirtschaft­lich gut da. Doch andere, insbesonde­re südliche Länder, haben hohe Schulden, und es würde sie sehr stark belasten, wenn Zinsbelast­ungen viel größer würden.

Doch wenn Sparen sich nicht auszahlt – wohin dann mit dem eigenen Geld, um die Kaufkraft zu retten? Rosen zeigt sich etwas ratlos: Denn bei Aktien überwiege bei vielen Österreich­ern die Angst vor Kursverlus­ten. Immobilien wiederum haben sich stark verteuert, und es ist unklar, ob die Preise weiter steigen oder sich auf dem Markt der Wind dreht.

Rosen rät dazu, „das Gespräch mit dem Bankberate­r des Vertrauens“zu suchen. Denn jeder Mensch hat andere Ziele und ein anderes Risikoverh­alten. Fest steht für sie: „Wir sind immer noch alle aus den diversen Krisen herausgeko­mmen. Das wird auch jetzt so sein!“

ie heuer mit 7% erwartete D hohe Inflation schlägt sich drastisch auf die Kaufkraft nieder. Die Österreich­ische Nationalba­nk rechnet, dass die Nettoreall­öhne um satte 2,5% (Grafik) sinken werden. Das ist das stärkste Minus seit 25 Jahren. Die hohen Kollektivv­ertragsabs­chlüsse von im Schnitt heuer 4% könnten die Teuerung nicht ausgleiche­n, heißt es.

Im nächsten Jahr rechnet OeNB-Gouverneur Robert Holzmann „nur“mehr mit einem Anstieg der Verbrauche­rpreise um 4,2%. Da auch die Lohnabschl­üsse höher sein werden als heuer, geht man 2023 wieder von einem Zuwachs der Kaufkraft um 1,4%, 2024 von weiteren 0,4% aus.

Krieg und hohe Inflation dämpfen allerdings das Wirtschaft­swachstum auf heuer 3,8% und 2023 auf 1,9% ein. Einer der Treiber dürften die weiter starken Konsumausg­aben bleiben. In den letzten zwei Jahren hätten die Haushalte gut 20 Mrd. € zusätzlich gespart. Der Großteil davon werde wieder ausgegeben und stütze somit die Konjunktur, so die OeNB. Die Sparquote werde daher von knapp 12% im Vorjahr auf heuer 8,4% sinken.

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OeNB-Gouverneur Robert Holzmann: „Inflation hoch“
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