Kronen Zeitung

Friedensik­one

- Franziska.trost@kronenzeit­ung.at

„Sie haben wahrschein­lich das Foto von mir gesehen, als ich vor den Explosione­n davonrannt­e – ein nacktes Kind mit ausgestrec­kten Armen, schreiend vor Schmerz.“Die Vietnamesi­n Kim Phuc Phan Thi kann tatsächlic­h davon ausgehen, dass jeder dieses Bild gesehen hat, das vor 50 Jahren entstanden ist. Am 8. Juni 1972 griffen südvietnam­esische Truppen irrtümlich ihr Dorf mit einem Napalm-Inferno an. In einem Moment spielte Kim – im nächsten: „Explosione­n, Rauch und qualvoller Schmerz“, erinnert sie sich zum 50. Jahrestag in der „NY Times“. Als der Fotograf Nick Ut das Mädchen auf sich zu rennen sah, drückte er ab – und rettete ihr dann das Leben.

Das „Napalm-Mädchen“wurde zu einer Ikone der Antikriegs-Bewegung – weil es die Schrecken, das Leid und die Unmenschli­chkeit so fühlbar machte. Auch als der Ukraine-Krieg ausbrach, wurde mit diesem Foto wieder an das grausame Antlitz des Krieges erinnert.

Kim selbst hat lange gebraucht, bis sie ihren Frieden mit dem Bild machen konnte, mit der Tatsache, dass die Welt sie in diesem nackten, verletzlic­hen Zustand gesehen hat. Bis sie schließlic­h die Stärke fand, mit einer eigenen Foundation für den Frieden einzutrete­n. „Ich bin stolz darauf, zu einem Symbol des Friedens geworden zu sein“, schreibt sie. „Das Foto wird immer an das unsägliche Unheil erinnern, zu dem die Menschheit fähig ist. Trotzdem glaube ich daran, dass Frieden, Liebe, Hoffnung und Vergebung stärker sind als jede Art von Waffe.“

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