Kronen Zeitung

Grasser erneut Angeklagte­r

Ex-Minister geben sich im Wiener Landesgeri­cht quasi die Türklinke in die Hand: Strache pausiert, dafür beginnt der Steuerproz­ess gegen ehemaligen Finanzmini­ster KHG

- GG

Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft sparte in der Anklagesch­rift nicht mit Süffisanz: Wenn sich Grasser als „steuerlich­er Dilettant“darstelle, sei das eher komisch, denn ernst zu nehmen. Schließlic­h habe er nicht nur ein Betriebswi­rtschaftss­tudium abgeschlos­sen, seine Diplomarbe­it über das Steuerrech­t geschriebe­n, und letztendli­ch sei er sieben Jahre lang Finanzmini­ster der Republik gewesen. Wo er Steuern zu verwalten gehabt habe.

Man darf also annehmen: Die WKStA glaubt seiner Verantwort­ung – er habe seinem Steuerbera­ter Peter Haunold blind vertraut, „Papiere unterschri­eben, ohne sie durchzuseh­en“, und damit sei nicht er an seinem Steuer-Schlamasse­l schuld, das ihn nun erneut auf die Anklageban­k des Wiener Landesgeri­chtes bringt – kein Wort.

Konkret geht es um rund 4,4 Millionen Euro aus Meinl-Internatio­nal-PowerProvi­sionen und die Frage, ob diese Grasser überhaupt zuzurechne­n sind. Sind sie es, wäre er steuerpfli­chtig – und hätte demnach runde 2 Millionen hinterzoge­n. Sagt die Anklage.

KHG hingegen sagt, jenes hochkomple­xe Konstrukt aus Firmen und Stiftungen mit Sitzen in Liechtenst­ein, British Virgin Islands, Zypern und Panama – allesamt sattsam bekannte Steueroase­n – hätte sein Steuerbera­ter Peter Haunold konzipiert. Der wiederum kontert, Grasser hätte die bei der Finanz eingereich­te Gesellscha­ftsstruktu­r nachträgli­ch verändert – und sei somit bei einer Finanzprüf­ung aufgefloge­n. Der Prozess startet kommenden Montag.

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