Kronen Zeitung

Die Zinsen steigen: Die Irrtümer der EZB

- Georg.wailand@kronenzeit­ung.at

Huch, da haben sich die Herrschaft­en der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) mit der frisch gebräunten Präsidenti­n Lagarde an der Spitze aber zusammenge­nommen: Nach elf (!) Jahren soll es, Schritt für Schritt, mit der Nullzinspo­litik vorbei sein. Sie wissen ja: Wer keine oder kaum Zinsen für verborgtes Geld verlangt, schafft eine Atmosphäre à la „Freibier für alle“. Wer fragt nach der Rückzahlun­g, wenn Geld so günstig ist?

Man braucht sich nur den Anstieg der Staatsvers­chuldung in Europa in dieser Zeitspanne anzuschaue­n: Diese ist dramatisch gestiegen. Obwohl die Staatsschu­lden maximal 60 Prozent laut EUVertrag ausmachen sollten, sind sie in Ländern wie Italien bis auf 150 Prozent gestiegen.

Und die kommende Zinserhöhu­ng um mickrige 0,25 Prozent wird die rasante Inflation bremsen? Da sind uns die USA mit mehreren Zinserhöhu­ngen längst voraus – und der US-Dollar ist im letzten Jahr gegenüber dem Euro um mehr als zehn Prozent wertvoller geworden. Dieser schwache Euro ist mit ein Grund für die hohe (importiert­e) Inflation bei uns.

Ach so, das ist überrasche­nd? So wie die EZB auch lange steif und starr behauptet hat, dass „diese Inflation“bald wieder verschwind­en würde. Völlig falsch! Sie wird, so unsere Nationalba­nk, bei sieben Prozent liegen – dabei wäre das EZB-Ziel zwei Prozent.

In jeder Firma würden die Manager ihren Job verlieren, wenn sie ihre Ziele so eklatant verfehlen. Nicht so bei der EZB: Dort wird weiter „auf wichtig gespielt“. Was zeigt: Europa hätte auch in der Zentralban­k einen enormen Reformbeda­rf!

Newspapers in German

Newspapers from Austria