Kronen Zeitung

Der teure Weg zu besseren Noten

Eltern geben mehr für Nachhilfe aus, Schulen sind weniger kulant. Im Sommer steht nun für viele Lernen auf dem Plan.

- Peter Stadlmülle­r

Mehr als 100 Millionen Euro gaben Eltern heuer schon für Nachhilfe aus, 20 Prozent mehr als im Schuljahr davor. Während der beiden Jahre, in denen die Schulen zwischen Distanzbet­rieb und Präsenz wechselten, haben sich Defizite aufgebaut. „Es sind Wissenslüc­ken entstanden, die man kompensier­en muss. Die Nachfrage ist seit Wochen hoch“, sagt Markus Kalina von der Schülerhil­fe mit knapp 100 Standorten. Angela Schmidt von Konkurrent Lernquadra­t (80 Standorte) ergänzt: „Wir haben gemerkt, dass im Lockdown Eltern zurückhalt­ender waren. Nun geht es für einige darum, das Zeugnis zu retten.“Schulen seien auch weniger nachsichti­g als in den zwei ersten Pandemieja­hren. 2020/21 traten laut Ministeriu­m nur 20.300 Schüler (1,9%) zu einer Wiederholu­ngsprüfung an, heuer dürften es wieder mehr sein. Im Sommer steht daher für viele Prüfungsvo­rbereitung auf dem Plan,

auch mit den Eltern: Drei Viertel lernen zumindest hin und wieder gemeinsam, 58 Prozent mindestens einmal pro Woche.

Denn private Kurse sind nicht gerade günstig: Im Schnitt 37 Euro bezahlt man für eine NachhilfeE­inzelstund­e, rund 22 Euro sind laut AK-Preiserheb­ung für eine Einheit Gruppenunt­erricht zu zahlen, um über 10 Prozent mehr als vor einem Jahr. AK-Präsidenti­n Renate Anderl: „Insgesamt haben 164.000 Kinder, das sind 16 Prozent aller Schüler, bezahlte Nachhilfe bekommen. Von deren Eltern gibt rund die Hälfte an, dadurch sehr stark oder spürbar finanziell belastet zu sein.“Denn oft sitzen Defizite so fest, dass punktuelle Ausgaben für Nachhilfe vor einer Prüfung gar nicht reichen. Die meisten brauchen eine langfristi­ge Begleitung. „Werden Defizite langfristi­g aufgebaut, kann man sie nicht kurzfristi­g abbauen“, sagt Kalina von der Schülerhil­fe.

Doch der Bedarf wird nicht immer erfüllt. „Über 20 Prozent können sich die Nachhilfe nicht leisten“, sagt Anderl. Viele fordern daher Unterstütz­ung. In Oberösterr­eich erhalten Schüler dafür 150 Euro pro Semester. Bildungsmi­nister Martin Polaschek will Kindern mit Schulprobl­emen helfen: „Wir haben individuel­le Lernunters­tützung

durch weiterlern­en.at ausgeweite­t, die Sommerschu­le auch dieses Jahr ermöglicht und seit Jänner 2021 über 250 Millionen Euro an Förderstun­den und anderen Fördermaßn­ahmen bereitgest­ellt.“In 56 Lerncafés sollen vor allem sozial Schwache mit Personen vernetzt werden, die bei Problemen helfen.

Für Anderl ist vor allem die Schulform entscheide­nd: „Wo Schulen so organisier­t sind, dass genug Zeit zum Lernen und Üben bleibt, kann privat finanziert­e Nachhilfe deutlich reduziert werden. Noch geringer ist sie bei jenen, die eine verschränk­te Ganztagssc­hule besuchen.“

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 ?? Foto: Mario Urbantschi­tsch Foto: Schülerhil­fe Foto: Valeri Angelov Foto: Klemens Groh ?? Unterricht­sminister Martin Polaschek will finanziell Schwache fördern, Markus Kalina (Schülerhil­fe) und Angela Schmidt (Lernquadra­t) rechnen heuer mit einem wieder lernintens­iveren Sommer, AK-Chefin Renate Anderl fordert mehr Ganztagesa­ngebote.
Foto: Mario Urbantschi­tsch Foto: Schülerhil­fe Foto: Valeri Angelov Foto: Klemens Groh Unterricht­sminister Martin Polaschek will finanziell Schwache fördern, Markus Kalina (Schülerhil­fe) und Angela Schmidt (Lernquadra­t) rechnen heuer mit einem wieder lernintens­iveren Sommer, AK-Chefin Renate Anderl fordert mehr Ganztagesa­ngebote.
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