Der teure Weg zu besseren Noten
Eltern geben mehr für Nachhilfe aus, Schulen sind weniger kulant. Im Sommer steht nun für viele Lernen auf dem Plan.
Mehr als 100 Millionen Euro gaben Eltern heuer schon für Nachhilfe aus, 20 Prozent mehr als im Schuljahr davor. Während der beiden Jahre, in denen die Schulen zwischen Distanzbetrieb und Präsenz wechselten, haben sich Defizite aufgebaut. „Es sind Wissenslücken entstanden, die man kompensieren muss. Die Nachfrage ist seit Wochen hoch“, sagt Markus Kalina von der Schülerhilfe mit knapp 100 Standorten. Angela Schmidt von Konkurrent Lernquadrat (80 Standorte) ergänzt: „Wir haben gemerkt, dass im Lockdown Eltern zurückhaltender waren. Nun geht es für einige darum, das Zeugnis zu retten.“Schulen seien auch weniger nachsichtig als in den zwei ersten Pandemiejahren. 2020/21 traten laut Ministerium nur 20.300 Schüler (1,9%) zu einer Wiederholungsprüfung an, heuer dürften es wieder mehr sein. Im Sommer steht daher für viele Prüfungsvorbereitung auf dem Plan,
auch mit den Eltern: Drei Viertel lernen zumindest hin und wieder gemeinsam, 58 Prozent mindestens einmal pro Woche.
Denn private Kurse sind nicht gerade günstig: Im Schnitt 37 Euro bezahlt man für eine NachhilfeEinzelstunde, rund 22 Euro sind laut AK-Preiserhebung für eine Einheit Gruppenunterricht zu zahlen, um über 10 Prozent mehr als vor einem Jahr. AK-Präsidentin Renate Anderl: „Insgesamt haben 164.000 Kinder, das sind 16 Prozent aller Schüler, bezahlte Nachhilfe bekommen. Von deren Eltern gibt rund die Hälfte an, dadurch sehr stark oder spürbar finanziell belastet zu sein.“Denn oft sitzen Defizite so fest, dass punktuelle Ausgaben für Nachhilfe vor einer Prüfung gar nicht reichen. Die meisten brauchen eine langfristige Begleitung. „Werden Defizite langfristig aufgebaut, kann man sie nicht kurzfristig abbauen“, sagt Kalina von der Schülerhilfe.
Doch der Bedarf wird nicht immer erfüllt. „Über 20 Prozent können sich die Nachhilfe nicht leisten“, sagt Anderl. Viele fordern daher Unterstützung. In Oberösterreich erhalten Schüler dafür 150 Euro pro Semester. Bildungsminister Martin Polaschek will Kindern mit Schulproblemen helfen: „Wir haben individuelle Lernunterstützung
durch weiterlernen.at ausgeweitet, die Sommerschule auch dieses Jahr ermöglicht und seit Jänner 2021 über 250 Millionen Euro an Förderstunden und anderen Fördermaßnahmen bereitgestellt.“In 56 Lerncafés sollen vor allem sozial Schwache mit Personen vernetzt werden, die bei Problemen helfen.
Für Anderl ist vor allem die Schulform entscheidend: „Wo Schulen so organisiert sind, dass genug Zeit zum Lernen und Üben bleibt, kann privat finanzierte Nachhilfe deutlich reduziert werden. Noch geringer ist sie bei jenen, die eine verschränkte Ganztagsschule besuchen.“