Sofias Klangkosmos
Wiener Festwochen: Jernberg, „Hymns“
Zart, aber intensiv. Detailreich, aber aus einem Guss. Einprägsamer Gesang und faszinierende Ton-Architektur: Sofia Jernberg, Superstar in Monteiro Freitas’ Festwochen-Produktion „Pierrot lunaire“2021, präsentierte für die Festwochen „Hymns and Laments One“. Welch vielschichtige, berührende Klangwelt.
Auf den Mix aus Stilen und Traditionen kommt’s ihr an: Im einzigartigen Jugendstiltheater entfaltet sich ein kunstvoller, bedachtvoll entwickelter Sechzigminüter: Mit zarten Soli fängt es an, Klangfäden werden zusammengeführt, eine kleine Truppe aus großartigen Musiker/innen, angeführt von der schwedischen Sängerin, Jazzerin, Komponistin Sofia Jernberg und vom Dirigenten Christian Karlsen, fügt sich zu einem fabelhaften Ensemble.
Zahlreiche Musikwelten verbindet sie zu einem Kosmos: ein traditionelles Lied aus Äthiopien, wo sie geboren wurde, Bearbeitungen von Puccini und Rameau, Musik aus Asien – in Vietnam wurde sie erzogen – oder
Norwegen, eine in Klänge aufgelöste Rezitation von Thomas Bernhard.
Die Qualität dieses Abends besteht auch in der enormen Tiefenschärfe, die man erlebt: Denn das Ensemble und Jernberg sind nicht nur musikalisch feinfühlig, sondern arbeiten auch mit großer Genauigkeit; so entstehen feine Schattierungen, aufregende Farben.
Es ist aber auch ein vom Theatergeist durchpulster Abend, der mit Gespür für Struktur und Zeit, für Klang und Raum ein geschlossenes Ganzes erschafft. Fasziniert folgt man Jernbergs Sopran, der unglaubliche Wandlungsfähigkeit entfaltet. Ein Abend, der uns eintauchen ließ in besondere Klangsphären.