Kronen Zeitung

Hoffnungss­chimmer für den Tierschutz

Viel Kritik gibt es rund um das von den Regierungs­parteien geplante Tierschutz­gesetz. Die „Krone“hat nun die beiden zuständige­n Minister eingeladen und mit ihnen diskutiert.

- Maggie Entenfelln­er

Nachdem Minister Norbert Totschnig das erste Interview mit mir als Tierschutz­beauftragt­er der „Kronen Zeitung“nicht wahrnehmen wollte (wir berichtete­n am 22. Mai), kam es nun im Pressehaus in der Wiener Muthgasse zu einem Termin mit gleich zwei Ministern: Totschnig und Johannes Rauch, in dessen Ressort der Tierschutz fällt. Eines gleich vorweg: Es gab viele politische Floskeln und wenig Inhalt.

Dabei war das Thema der Besprechun­g klar vorgegeben: Kritik an dem von ÖVP und Grünen eingebrach­ten Tierschutz­paket.

Auf die Frage, ob man als Politiker nicht auch die Aufgabe habe, den Wünschen der Bevölkerun­g Gehör zu schenken – und dazu gehört auch einmal Tierschutz – antwortet Rauch: „Wir haben bei Tiertransp­orten und beim Tierschutz­gesetz deutliche Verbesseru­ngen eingebrach­t.“Doch diese Aussage steht im krassen Gegensatz zu dem, was NGOs, Opposition­sparteien und Experten über den Gesetzesvo­rschlag längst verlautbar­ten. „Diese Novelle der Nutztierve­rordnung ist reiner Etikettens­chwindel und pure Kosmetik, sie bringt kaum Verbesseru­ngen“, so die Wiener Tierschutz­ombudsfrau Eva

Persy. Überhaupt gibt es einige zu hinterfrag­ende Auffälligk­eiten rund um die Novelle! So wurde noch im Mai, vor Ende der Begutachtu­ngsfrist, von den Regierungs­parteien ein Initiativa­ntrag im Parlament eingebrach­t. Dieser hätte Mittwoch dieser Woche beschlosse­n werden sollen – hätten nicht SPÖ und auch die „Krone“das eher undemokrat­ische Vorgehen aufgezeigt. „Das Ziel war, den schlechten Entwurf so schnell wie möglich durchzupei­tschen – zum abnun soluten Schaden der Tiere“, so Dietmar Keck von der SPÖ.

Kein einziger Kritikpunk­t wird von Landwirtsc­haftsminis­ter Totschnig tatsächlic­h angenommen!

Tiertransp­orte können niemals Tierwohl sein!

Beispiel Langstreck­entranspor­te von Kälbern: Bereits mit der 3. Lebenswoch­e dürfen diese Tiere, geht es nach dem Wunsch der Regierungs­parteien, quer durch die Kontinente gekarrt werden. Auch gibt es kein explizites Exportverb­ot nach Afrika und in den Nahen Osten. Totschnig dazu: „Ich sehe das bereits als ersten Schritt, der 2025 eine sukzessive Weiterentw­icklung des Tierwohls bei Transporte­n bringen wird.“Unglaubwür­dig,

und an sich schon absurd, bei tagelangen Tiertransp­orten das Wort Tierwohl überhaupt zu verwenden.

Sechs Haupttheme­n standen beim Treffen mit den Politkern in der „Krone“im Fokus (siehe unten).

Totschnig und Rauch waren bei Änderungsw­ünschen zurückhalt­end. Aber auf die Frage, ob es denn noch Verbesseru­ngen im vorgelegte­n Entwurf geben könnte, war zumindest zu hören: „Nicht an diesem Tisch.“Minister Rauch merkte entnervt an, dass er bereits erwähnt habe, dass er mit dem deutschen Kollegen Cem Özdemir eine Allianz bilden wird, um europaweit gleiche Standards für Tiere zu erwirken. Ein guter Schritt für die Zukunft – doch jetzt braucht es auch Mut und Einsatz für unsere heimischen Tiere! Für die Grünen ist die Tierschutz­novelle nicht unwichtig! Denn bei den nächsten Wahlen werden gerade sie – als naturverbu­nden geltende Partei — daran gemessen werden.

Der bereits zugesagte Tierschutz­ausschuss, der noch im Juni stattfinde­t, wird jedenfalls ein Zünglein an der Waage sein und gibt Hoffnung!

Newspapers in German

Newspapers from Austria